Wo Brandenburg draufsteht, soll auch Brandenburg drin sein: Die wegen Verbrauchertäuschung in die Schlagzeilen geratene Milch der Marke „Mark Brandenburg“ soll künftig tatsächlich von märkischen Kühen stammen. Die Großmolkerei Friesland-Campina mit Sitz in Heilbronn (Baden-Württemberg) hat die Regionalmarke an die Odenwald-Früchte GmbH verkauft, die Ende 2010 eine Molkerei in Elsterwerda (Elbe-Elster) von Campina übernommen hatte.
Das Unternehmen, das für Campina als Partner bereits „Mark Brandenburg“-Produkte wie Joghurt und Quark in Brandenburg produziert, habe sich „die Chance, die Marke zurück nach Hause zu holen, nicht entgehen lassen können“, sagte Vanessa Rott, Assistentin der Geschäftsführung der Odenwald-Früchte GmbH mit Hauptsitz im hessischen Breuberg, am Montag der MAZ.
Friesland-Campina-Sprecherin Sybille Erhardt erklärte auf Anfrage, der Hintergrund für den Markenverkauf sei „wirtschaftliche Aspekte“. Die „Mark Brandenburg“-Milch, die hauptsächlich in Berlin und Brandenburg verkauft wird, wird in Nordrhein-Westfalen hergestellt. Die Logistik sei zu aufwendig, so Erhardt. Zudem hätten Verbraucher immer mehr Interesse daran, regionale Produkte zu kaufen. „Diesem Anspruch hätten wir nicht mehr gerecht werden können“, so Erhardt. Die Campina GmbH wolle sich nun auf ihre Hauptmarken wie Landliebe, Optiwell und Tuffi konzentrieren.
Die Mogelpackung „Mark Brandenburg“ war zuvor ein Fall für die Justiz: Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte nach einer Klage von Verbraucherschützern Anfang Juli geurteilt, dass Friesland-Campina seine Milchkartons nicht länger allein unter der Marke „Mark Brandenburg“ verkaufen darf, da die Milch nicht von Brandenburger Kühen stamme und in Köln abgefüllt werde. Die Verpackungen mit der irreführenden Aufschrift müssen bis Ende des Jahres aus dem Handel genommen werden. Danach hätte Campina auf den Tetrapaks deutlich sichtbar deklarieren müssen, woher die Milch stammt. Anderenfalls hätten dem Unternehmen 250.000 Euro Strafe gedroht.
Der regionale Bezug der Marke „Mark Brandenburg“ habe „in den letzten Jahren leider gelitten“, so Odenwald-Sprecherin Vanessa Rott. „Wir hoffen, dass sich der entstandene Imageschaden in Grenzen hält.“ Bis die Verbraucher tatsächlich Brandenburger Milch trinken können, werden aber noch einige Monate vergehen. Derzeit gibt es laut Rott keinerlei Produktionskapazitäten für Milch in Brandenburg – der Grund, warum Campina die Abfüllung nach Köln verlagert hatte. Um die notwendigen lokalen Voraussetzungen zu schaffen, sei noch etwas Zeit und eine Investition im Millionen-Euro-Bereich nötig, so Rott. So lange komme die Milch weiter aus Köln. Mittelfristig verspreche sich das Unternehmen vom Kauf der Regionalmarke eine bessere Werksauslastung und damit die Sicherung des Standorts in Elsterwerda mit 200 Beschäftigten.
Bislang war „Mark Brandenburg“ eine der stärksten Regionalmarken in Deutschland mit einem Jahresumsatz von rund 25 Millionen Euro.
Auch die regionale Joghurt-Marke „Milchreiter“ wurde zum 1. September von Friesland-Campina an Odenwald-Früchte verkauft. Über die Kaufsumme haben die beiden Firmen Stillschweigen vereinbart.
Von Marion Kaufmann