Die Berliner S-Bahn hat aus Sicht des Fahrgastverbands mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. "Es ist zwar keine Krise wie 2009, aber es ist ein heftiger Schwächeanfall", sagte Jens Wieseke, der Vizechef des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. Nun müssten die Kunden Versäumnisse der früheren S-Bahn-Führung und des Berliner Senats ausbaden. Hintergrund ist der neue Fahrzeugmangel, durch den täglich einzelne Züge ausfallen oder Bahnen kürzer als üblich unterwegs sind.
Wagen wurden "weggespart"
532 Doppelwagen (Viertelzüge) sind an Wochentagen nötig, um alle Strecken im normalen Takt bedienen zu können. Die Zahl wird aber häufig nicht erreicht, weil Wagen in die Werkstatt müssen. "Früher hatte die S-Bahn einfach hundert Viertelzüge mehr", sagte Wieseke. "Der Puffer ist weggesparrt. Die leben von der Hand in den Mund."
Schäden an Drehgestellen der Baureihe 480
Ursache für die häufigeren Werkstattfahrten sind nach S-Bahn-Angaben vor allem Schäden an Drehgestellen von 14 Viertelzügen der Baureihe 480 aus den 80er Jahren. Sie wurden Mitte April bekannt. Bis zum Herbst sollten alle Wagen wieder einsatzbereit sein.
Alte Züge bleiben bis 2023
Der Fahrgastverband fürchtet jedoch, dass Wagen auch danach knapp sein werden. "Das Schlimme ist: Das wird uns bis 2023 begleiten", sagte Wieseke. 150 Viertelzüge der Altbaureihen 480 und 485 sollen modernisiert werden. Sie sollten zum großen Teil schon in zwei Jahren ausrangiert werden, doch nun müssen sie bis 2023 durchhalten.
Senat hat Züge zu spät bestellt
Erst danach werden neue Wagen angeschafft, weil der Senat die Bestellung neuer Züge zu spät ausgeschrieben hat. "Der Senat hat die Schuld zu tragen", sagte Wieseke. Dem Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) sei jedoch kein Vorwurf zu machen, wohl aber seinem Amtsvorgänger, dem heutigen Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). dpa