Die Landeshauptstadt Potsdam ist für Rentner ein vergleichsweise teurer Altersruhesitz. Die Kaufkraft einer Rente in Höhe von 1000 Euro beträgt hier nur 939 Euro. Das Preisniveau liegt somit um 6,5 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Das zeigt eine Prognos-Studie im Auftrag des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GdV).
„Was man sich im Ruhestand leisten kann, hängt nicht nur von der Rentenhöhe ab, sondern auch vom Standort. Vor allem die Wohnkosten haben einen sehr starken Einfluss auf den Wohlstand im Alter“, sagt der Prognos-Ökonom Michael Böhmer. Das ist auch der Grund dafür, warum Potsdam ein teureres Pflaster für Rentner ist.
Brandenburg ist im Bundesvergleich günstig
Im Rest des Landes sind die Kosten für Senioren vergleichsweise moderat. 13 Prozent niedriger als im Bundesdurchschnitt lebt es sich etwa in Elbe-Elster. Es ist damit der drittgünstigste Seniorenlandkreis Deutschlands. 1000 Euro Rente haben hier eine Kaufkraft von 1152 Euro. Auch in der Prignitz leben ältere Menschen recht günstig. 1119 Euro ist die Kaufkraft der Rente hier wert.
Für die Studie wurden die Lebenshaltungskosten der Rentner in 402 Landkreisen und kreisfreien Städten miteinander verglichen. Hierzu passte das Prognos-Institut den allgemeinen Warenkorb des Statistischen Bundesamts an das typische Konsumverhalten von Senioren an. So wurden beispielsweise die Ausgaben für Gesundheit stärker gewichtet als jene für ein Auto, da Senioren nicht mehr zur Arbeit pendeln, wie Prognos erklärt.
Unterschiede von 50 Prozent je nach Wohnort
Ergebnis: Je nach Wohnort kann die Kaufkraft der Rente um bis zu 50 Prozent voneinander abweichen. München ist mit Abstand die teuerste Stadt für Ruheständler. Für Miete, Strom, Essen und Kleidung werden hier 1300 Euro fällig, was im Bundesdurchschnitt für 1000 Euro zu haben ist.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband warnt vor wachsender Altersarmut. Im 70-seitigen Jahresgutachten zieht der Verband eine alarmierende Bilanz. Das Schutzniveau der Arbeitslosen- und Rentenversicherung werde durch falsche politische Weichenstellungen immer weiter gesenkt. So seien weder die Riester-Rente noch Betriebsrenten geeignet, den „Sinkflug“ des Rentenniveaus auszugleichen.
Vertrauen in die Rente erschüttert
Das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung werde erschüttert, wenn fast jeder zweite Rentner daraus weniger als 750 Euro im Monat beziehe. Gegenwärtig verfügten zwar noch viele Menschen über eine zusätzliche Altersversorgung. Es sei aber mit einem deutlichen Anstieg der Altersarmut zu rechnen, warnte der Verband. Die laufende Absenkung des Rentenniveaus werde dazu führen, dass der vergleichbare Betrag im Jahr 2030 bei 633 Euro im Monat liege. Die Lücke könnten insbesondere Geringverdiener durch private Vorsorge oder Betriebsrenten nicht ausgleichen. Gegenrezepte sind aus Sicht des Verbandes die Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus und eine Grundsicherung im Alter über der Armutsgrenze.
Der Sozialverband SoVD kündigte für Juni eine bundesweite Rentenkampagne an, um über Armutsrisiken aufzuklären. „Damit der Lebensstandard im Alter erhalten bleibt, darf das gesetzliche Rentenniveau nicht weiter gesenkt werden“, so SoVD-Präsident Adolf Bauer. Die Kampagne richte sich sowohl an politische Entscheidungsträger als auch an die Bevölkerungsgruppen, für die das Risiko wächst, im Alter zu verarmen.
Von Torsten Gellner