Die Fälle von Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder nehmen weiter zu. Die Jugendämter in Berlin und Brandenburg haben im vergangenen Jahr mehr als 23 000 Fälle bearbeitet, in denen es um Kindeswohlgefährdung ging. Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilt, waren 15444 Berliner und 7696 Brandenburger Kinder betroffen. Das bedeutet eine Steigerung von sieben (Berlin) beziehungsweise sechs (Brandenburg) Prozent. Gezählt wurden alle Fälle, in denen Mitarbeiter der Jugendämter ein Verfahren zur Einschätzung der Kindeswohlgefährdung durchführten.
Vernachlässigung häufigstes Thema
Im Land Brandenburg führte jede dritte dieser Einschätzungen dazu, dass tatsächlich eine akute oder latente Gefährdung festgestellt wurde. In diesen Fällen war eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls der betroffenen Jugendlichen bereits eingetreten oder mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten.
In zwei Dritteln der Verfahren ging es dabei um Vernachlässigung. Anzeichen für körperliche oder psychische Misshandlungen gab es in 467 beziehungsweise 611 Fällen, die Einschätzung, dass eine Gefährdung aufgrund sexueller Gewalt vorlag, betraf 85 Fälle.
Ansprechpartner sind die Jugendämter
Häufig sind die Ermittlungen des Amtes auf Anzeigen von Verwandten, Nachbarn oder Bekannten zurückzuführen, der Großteil der Verfahren geht jedoch auf Polizei, Gerichte und Staatsanwaltschaften oder Kitas und Schulen zurück. Jedes zehnte Brandenburger Verfahren wurde durch die Minderjährigen oder ihre Eltern selbst angestoßen. Ansprechpartner sind jeweils die Jugendämter der Regionen.
Als Folge der Maßnahmen wurde für jedes vierte gefährdete Kind in Brandenburg ambulante oder teilstationäre Hilfe eingeleitet. Fast 500 Jugendliche wurden in Obhut genommen, rund 650 Mal wurde das Familiengericht angerufen.
Von MAZonline/ Saskia Kirf