Es riecht noch brenzlig vor der Wohnungstür. Rahmen und Blatt sind angekohlt. Irgendjemand hat Feuer gelegt in der Pariser Straße. Und zwar ganz gezielt bei den einzigen Asylbewerbern in diesem Aufgang des Wobra-Hauses. Hinter der angebrannten Tür lebt Familie Tsychuer. Zwei Erwachsene, drei Kinder.
Der Täter nahm das Schlimmste in Kauf, als er zunächst den Türspion überklebte und dann eine mit Benzin übergossene Zeitung ansteckte. Wäre das Feuer nicht rechtzeitig entdeckt worden, hätten Leben und Unversehrtheit aller Mieter auf dem Spiel gestanden.
Vater kann die Flammen rechtzeitig löschen
Dass es dazu am Sonnabend nicht kam, ist Madina Tsychuer (24) zu verdanken. Die gebürtige Inguschin hatte sich gegen 18.30 Uhr mit Töchterchen Mariam (2) und Sohn Mohamed (4) ins Schlafzimmer der Vier-Raum-Wohnung zurückgezogen. Ihr Mann und ihre zweite Tochter sind nicht daheim. Das Schlafzimmer liegt der Wohnungstür am nächsten. „Plötzlich breitete sich Brandgeruch aus“, berichtet die junge Mutter. In ihrer Aufregung rief sie zunächst ihren ebenfalls aus Inguschetien stammenden Mann Ibragim (27) an. Der eilte aus dem nahen Garten zur Wohnung und konnte das Feuer mit Wasser aus dem eigenen Bad löschen. Die anrollende Berufsfeuerwehr musste nicht mehr eingreifen. Dafür kam die Polizei ins Haus.
Einen Verdacht hat der seit über drei Jahren in Brandenburg lebende Familienvater nicht: „Ich habe keine Probleme, keine Schulden und keinen Kontakt zu bösen Leuten. Wir sind alle traurig, dass so etwas passieren konnte.“ In der folgenden Nacht machte die Familie kaum ein Auge zu. Immer wieder schauten Ibragim und Madina Tsychuer aus den Fenstern, um sicher zu gehen, dass ihnen und ihren aufgeregten Kindern keine neue Gefahr droht.
Keine heiße Spur vom Täter
Für Brandenburgs Kripo gibt es derzeit keine heiße Spur vom Täter. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte Bernd Schwarz von der Polizeidirektion West der MAZ. Der Brandstifter kam wohl deshalb ohne Probleme in den Aufgang, weil sich die Hauseingangstür vor dem Anschlag nicht selbstständig schloss.
Von Frank Bürstenbinder