Wer rastet, der rostet. Die acht Jahre unter freiem Himmel haben Spuren hinterlassen auf der alten Dampflokomotive in Kirchmöser. Ehemaligen Eisenbahnern in Kirchmöser und Umgebung ist natürlich aufgefallen, dass die seinerzeit aufbereitete deutlich Rost angesetzt hat. Die 23 Meter lange Dampflok 52 8017-7 steht seit Anfang Mai 2008 als Museumsstück am Ortseingang von Kirchmöser kurz hinter der Seegartenbrücke am ehemaligen Nordtor.
„Eine feine Sache“, sagt der frühere Eisenbahner Karl-Heinz Hohenstein. Doch er hat auch den Blick für die kleinen Schwächen, zum Beispiel an der Kuppelstange. Dort und an vielen anderen Stellen hat die Schönheit reichlich Rost angesetzt Das tut den Freunden der Eisenbahn in den Augen und in der Seele weh. Lässt sich da nicht etwas machen?, fragt der Rentner aus Wusterwitz.
Seit 2008 am Ortseingang
Ja, daran lässt sich etwas ändern und Günther Alsdorf ist auch bereit dazu. Er führt die Geschäfte der Havelländischen Eisenbahn Aktiengesellschaft (HVLE).
Das Berliner Bahnunternehmen hatte die 1944 in Spandau gebaute Dampflok den Berliner Dampflokfreunden vor acht Jahren abgekauft und als Dauerausstellungsstück dem Industrie- und Eisenbahnerstandort Kirchmöser zur Verfügung gestellt.
Aus Altbeständen umgebaut
Die Baureihe 52.80 der Deutschen Reichsbahn war eine Serie (52 8001 bis 52 8200) von Rekoloks aus dem Bestand der Baureihe 52. Sie wurden in ähnlicher Weise wie die Baureihe 50.35 um 1960 aus Altbeständen umgebaut und mit leistungsfähigeren Kesseln versehen.
Erbaut wurde die Lok 1944 von der Maschinenbau und Bahnbedarf Aktiengesellschaft (MBA), vormals und nach dem Krieg wieder Orenstein & Koppel (O&K). Mit der Umbenennung im November 1940 wurden die Namen der jüdischen Gründer Benno Orenstein und Arthur Koppel getilgt.
HVLE-Chef Alsdorf berichtet, dass er bereits ein Signal aus der Stadtverwaltung erhalten habe, dass Brandenburg das Aufputzen der Lok mit der Finanzierung von Material unterstützen würde. Auch das eigene Unternehmen werde das Aufarbeiten sponsern, „damit die Lok wieder flott aussehen, sobald die Bäume wieder grün sind“.
Signal aus der Verwaltung
Die Lok-Enthusiasten aus Berlin-Oberschöneweide hatten die Universallok aus Kriegstagen in mühevoller Kleinarbeit und Tausenden freiwilligen Arbeitsstunden aufbereitet, das vormals hässlichen Schrottentlein in seine Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt.
Am 4. Mai 2008 schwebte der 84 Tonnen schwere pechschwarze majestätische Schwan aus Stahl samt Schlepptender auf zwei Spezialkränen in Kirchmöser ein und ruht sich seither zwischen Wusterwitzer Straße und Platanenallee aus. Dank der aufmerksamen Blicke von Bürgern soll das Industriedenkmal bald wieder möglichst rostfrei an die Industriegeschichte des Ortsteils Kirchmöser erinnern.
Von Jürgen Lauterbach