Nach Jahren des Wartens und Stillstandes wird der Schulhof der Curie-Grundschule in der Großen Münzenstraße neu gestaltet. Das Projekt sucht wohl in ganz Deutschland seinesgleichen: So arbeiten auf dem Schulhof Archäologen mit Bauarbeitern Seite an Seite. Die Grundrisse der ehemalige Synagoge, die einst Nachbar der Schule war und Opfer der Reichspogromnacht 1938 wurde, sollen in die Neugestaltung des Pausenhofes integriert werden.
Die Arbeiten sollen die Lage der Synagoge mit Umrissen sichtbar und Einzelheiten aus dem einstigen Inneren der Synagoge kenntlich machen. Auch der Teil des Innenhofes, der Besitz der Jüdischen Gemeinde Brandenburg ist, wird erneuert und entsprechend angepasst, heißt es aus Kulturministerium in Potsdam.
An der Finanzierung beteiligt sich das Land mit 18 500 Euro. Am Donnerstag übergab der brandenburgische Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) den Förderbescheid. Gorholt zeigte sich „total begeistert. Wir freuen uns, dass wir einen Teil dazu beitragen und die ehemalige Synagoge so teilweise wieder zum Leben erwecken können“. Tiemann schien ebenfalls angetan von der Kombination aus Schulhofgestaltung und Kultur des Erinnerns. Schon im Januar 2015 hatte Schulleiterin Cornelia Wangenheim eine neue Gestaltung des bisher trostlosen Pausenhofs als ihr wichtigstes Projekt bezeichnet.
Die Nähe zur Synagoge ist ein Aufruf zum Erinnern
„Wir wollen ganz konsequent die Schulen in der Stadt ausbauen. Dazu gehören auch die Schulhöfe“, sagte Tiemann. „Zugleich legen wir großen Wert darauf, daran zu erinnern und zu mahnen, dass die Geschichte sich nicht wiederholen darf.“ Die Nähe zur einstigen Synagoge führte zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Schule und jüdischer Gemeinde. „Es ist nicht nur unsere Geschichte. Es ist die Geschichte aller“, mahnt Iryna Yekhilchuk, Vize-Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. „Wir dürfen sie nicht vergessen, besonders in Hinblick auf die aktuelle politische Lage in der ganzen Welt.“
Auf dem Areal der Schule stand seit dem 18. Jahrhundert ein jüdisches Bethaus. Die im Jahr 1883 eröffnete Synagoge im romanischen Stil mit einer maurischen Kuppel wurde 1938 geplündert und angezündet. An einer erhalten gebliebenen Außenwand der Synagoge erinnert eine Gedenktafel daran. Von den 200 im Jahr 1933 in Brandenburg wohnhaften Juden überlebten nur etwa zehn Menschen den Holocaust. Mittlerweile leben nach Ministeriumsangaben wieder rund 200 Juden in der Stadt, darunter die Kontingentsflüchtlinge aus Russland und der Ukraine. Ihr religiöser Mittelpunkt ist das ehemalige Kantorenhaus in der Großen Münzenstraße.
Pausenzeiten als Herausforderung des Planens
Auch die Schüler wurden in die Planung einbezogen. „Sie konnten Vorschläge machen, von denen einige auch berücksichtigt wurden“, sagt Martin Pieper, Mitarbeiter des Liegenschaftsmanagement der Stadt. Die Organisation der Pausenzeiten wird für die Schule eine Herausforderung. Jetzt schon nutzen die Schüler zusätzlich das Sportgelände in der Hammerstraße für ihre Pausen.
Von Annika Jensen