Es ist Frühstückspause. Aus den Boxen schallt Mark Forsters „Chöre“. Immer wenn Radio Wuwi auf Sendung geht, ist Trubel auf dem Schulhof. 250 Mädchen und Jungen schaukeln, klettern, spielen Ball oder tauschen aufgeregt ihre Urlaubserlebnisse aus. Am ersten Tag nach den großen Ferien begrüßt der Sechstklässler Max Graf am Mikrofon seine Mitschüler. Dann unterbricht das Team der AG Schulfunk das hippe Musikprogramm für den ersten Werbeblock des Tages: „Äpfel für alle!“
Das ist das Stichwort für die Betreuerinnen aus dem Ganztagsbereich. Die Erzieherinnen und Pädagoginnen verteilen rotbäckiges Obst, das sie zuvor in mundgerechte Stücke zerteilt und auf Tellern angerichtet haben. Andrea Weiße hat die erste Charge Äpfel zum Start in das Schulobstprogramm im örtlichen Supermarkt geordert. Bezahlen braucht die Wilhelm-Götze-Grundschule dafür nichts. Die Äpfel sehen frisch und knackig aus. Den Zweitklässlerinnen Alina, Mia und Zoe schmecken die kleinen Vitaminspender. „Tolle Sache für zwischendurch“, sind sich die Mädchen einig. Es dauert nur ein paar Minuten, dann sind die Teller leer. Die Premiere ist erfolgreich. „Wir wollen den Kindern ein zusätzliches Angebot für eine gesunde Ernährung machen. Klein geschnitten und auf dem Schulhof serviert, scheint das auch zu klappen“, freut sich Sebastian Tafelski vom Ganztagsteam, der auch die Schulfunk-AG leitet.
Hinter der Apfel-Offensive in Wusterwitz steckt das Schulobstprogramm des Landes Brandenburg. Demnach konnten sich Grund- und Förderschulen um eine Teilnahme bewerben. Insgesamt werden dafür 100 000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Wusterwitzer Grundschule kann somit zunächst für die Monate September und Oktober Äpfel erwerben. Die Kosten werden vom Land erstattet.
Zwar gibt es im Rahmen des Mittagessens regelmäßig Obst und Salate, doch für Schulleiter Frank Gericke kann die zusätzliche Gabe von Äpfeln nicht verkehrt sein. „In manchen Frühstücksdosen sieht es traurig aus. Deshalb hat sich unsere Schule zur Teilnahme am Obstprogramm entschlossen. Gesunde Ernährung spielt schließlich auch im Unterricht eine Rolle“, sagte der Schulleiter der MAZ. Maximal 500 Euro kann die Schule für den Kauf und mögliche Transportkosten beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung abrechnen. Das Land behält sich dafür Stichproben vor, bei denen die korrekte Einhaltung der Bestimmungen des Schulobstprogramms überprüft wird.
Woher die Äpfel kommen dürfen, schreibt das Land nicht vor. Allerdings sollen die Früchte der Handelsklasse Extra und I entsprechen. Gern gesehen werden begleitende pädagogische Maßnahmen. Für die Wusterwitzer kein Problem. Zur Theorie über gesunde Ernährung im Unterricht können die Grundschüler die Vorzüge von Äpfeln im Ganztagsbereich praktisch testen. Zum Beispiel in der Arbeitsgemeinschaft Kochen und Backen. Einmal in der Woche zieht nämlich der Duft von selbst gebackenem Kuchen durch das Schulhaus. Acht Bleche verlassen dann die Ganztagsküche und finden unter der Schülerschaft reißenden Absatz. Apfelkuchen aus eigener Produktion könnte den nächsten Werbeblock der Schulfunker von Radio Wuwi füllen.
Von Frank Bürstenbinder