Mit großen Erwartungen wurde am Sonnabendabend Albrecht Menzel in der Dorfkirche Schenkendorf begrüßt. Der noch nicht einmal 30-Jährige gehört weltweit zu den besten Violinisten. Nun kam er mit seiner echten Stradivari aus dem Jahr 1709 in das kleine Dorf bei Königs Wusterhausen.
Doch der, der sonst auf den Bühnen der Welt neben Ann Sophie Mutter und vielen anderen namhaften Künstlern brilliert, machte hier keinen Unterschied. Im Gemeindehaus bereitete sich Menzel gewissenhaft auf sein Konzert vor, bei dem er laut Programm ausschließlich Bach-Musik vortragen wollte. Wer wollte, konnte unterm offenen Fenster schon den klaren Tönen dieses Instrumentes lauschen, das in den Händen von Menzel fast zu eigenem Leben erwachte.
Leihgabe der Stiftung Musikleben Hamburg
Pünktlich auf die Minute betrat der junge Künstler – ganz in Schwarz gekleidet – das Kirchenhaus im Dorfkern von Schenkendorf. In den Händen hielt er die Stadivari, eine Leihgabe der Deutschen Stiftung Musikleben Hamburg. Mit den ersten Tönen setzte unter den Zuschauern absolute Ruhe ein. Selbst bereit stehende Wein- und Wassergläser wurden nicht mehr genutzt: Menzel spielte – und berührte mit seiner Interpretation Bachs. Der junge Mann galt lange als Wunderkind. Schon mit vier Jahren lernte er, auf der Geige zu spielen. Mit dreizehn Jahren debütierte er als Solist bei den Dresdenern Musikfestspielen. Menzel wurde ausgebildet von Professor Boris Kuschnir sowie bei Julian Rachlin in Wien. Es dauert nicht lange, bis das Talent seine ersten Preise erhielt. Menzel gewann den Grand Prix und den 1. Preis beim Internationalen Violin Wettbewerb in Polen. Spätestens mit dem Preis beim Paganini Wettbewerb in Genua 2015 setzte er sich international durch.
Überraschende Pause
Nach zwei Bach-Stücken bat Menzel um eine kurze Pause. Das überraschte. Er führte die Hitze als Grund an. „Die bringt nicht nur mich zum Schwitzen, sondern auch das Instrument“, erklärte er. Deswegen müsse er nachjustieren.
Nach zehn Minuten war er zurück auf der kleinen Bühne dieses Gotteshauses, spielte nicht nur den letzten Bach-Satz, sondern eine Zugabe mit Musik von Paganini. Wäre es nicht diese Kirche gewesen und ein Klassik-Konzert, man hätte meinen können, ein Rockstar sei zu Gast. Das Publikum war außer sich vor Begeisterung. Im Hinausgehen dankten sie dem Künstler für dieses Konzert. Der schwieg und verneigte sich ein weiteres Mal.
Von Andrea Müller