Es läuft alles wie geplant. Der Brusendorfer Unternehmer Peter Schober baut im Ortsteil Boddinsfelde das älteste Gebäude hier um zu seinem neuen Firmensitz.
Es handelt sich dabei um das alte Meisterhaus der historischen Ziegelbrennerei Boddinsfelde. Erst später scharten sich die anderen Häuser ringsherum an; ein kleines Dorf wuchs. Zwischenzeitlich war Boddinsfelde sogar tot gesagt. Seklbst der Friedhof wurde geschlossen. Dann kam die Wende für den Brusendorfer Ortsteil, der wie das Dorf selbst zur Stadt Mittenwalde gehört.
Peter Schober möchte künftig Wohnen und Arbeiten trennen. Deswegen dieses gigantische Vorhaben, das ihn nach eigenen Angaben fast eine halbe Million Euro kostet. Schober hat in Brusendorf eine Firma, die sich mit dem Beheizen und Kühlen von Räumen beschäftigt. In seiner Aleko GmbH sind derzeit zehn Mitarbeiter angestellt. Momentan sitzen alle noch im „Schober-Hof“ in Brusendorf. Hier hatte der erfolgreiche Unternehmer, dessen Anlagen in alle Welt gehen, bereits ein altes Gehöft gekauft und saniert. Im alten Stallgebäude sitzt zu ebener Erde die Firma. Darüber und im Haupthaus wird gewohnt. Nun will Schober das Büro seiner Firma in das Gebäude in Boddinsfelde umziehen lassen. Außerdem werden hier drei kleine Wohnungen mit je zwei Zimmern entstehen. Peter Schober hat bereits alles genau vor dem inneren Auge. „Das wird schön“, ist er sich ganz sicher.
Momentan braucht es dafür noch einige Fantasie. Noch sieht alles nach Baustelle aus. Die Innenräume im Haupthaus sind völlig entkernt. Es wird gerade der Estrich in die Fußböden gegossen. Die obere Etage ist auf der linken Seite dem Büro vorbehalten. Viele Wände wurden heraus genommen. Das Gebälk liegt jetzt frei. Inzwischen sind auch die neuen Fenster eingesetzt. Hier werde ein heller, freundlicher Raum entstehen.
Eine Ahnung davon kann man bereits jetzt im ehemaligen Stallgebäude bekommen. Von außen sind die alten Ziegel gereinigt worden. Schadhafte Stellen wurden repariert. Das Gebäude bekam ebenfalls ein neues Dach. „Innen ist es mit Fußbodenheizung ausgestattet“, erklärt Schober beim Rundgang. Momentan wisse er noch nicht genau, was hier nach Beendigung der Arbeiten hinein kommen wird. Es könnte einerseits Werkstatt werden; andererseits aber auch eine Unterstellmöglichkeit für Fahrräder und andere Gegenstände der künftigen Bewohner.
Bei den Arbeiten wurde gleich zu Beginn ein alter Brunnen entdeckt und frei gelegt. Derzeit ist dieser abgedeckt. Später soll dieser in den Garten integriert werden, der sowohl für Mitarbeiter als auch Bewohner zugänglich sein soll.
Im kommenden Sommer soll alles fertig sein. Der Innenausbau könne jetzt, so Schober, in aller Ruhe im Winter geschehen, nachdem alle Gebäude samt der neuen Dächer gesichert sind. Schober freut sich auf diesen Moment und vermerkt jeden Fortschritt auf der Baustelle mit einer Riesenfreude.
Dabei wäre beinahe alles endgültig dem Verfall Preis gegeben worden. Denn ausgerechnet das alte Meisterhaus der Ziegelbrennerei war im aktuellen Flächennutzungsplan als Außenbereich definiert worden. Es steht als einziges Gebäude auf der linken Seite der Straße von Brusendorf aus gesehen. Erst weiter hinten gibt es beidseitig weitere Häuser wie etwa die alte Schule oder das ebenfalls sehr erfolgreich sanierte Reitgut Boddinsfelde. Erst nach langem Ringen mit dem Landkreis Dahme-Spreewald und mit Unterstützung der MAZ, konnte ein Kompromiss gefunden werden, der es unter Auflagen ermöglicht, das alte Gehöft wieder auferstehen zu lassen. „Wäre doch wirklich schade drum gewesen“, findet Peter Schober.
Boddinsfelde erlebt eine Art Renaissance. Was verloren schien, ist gerettet. Und auch der Friedhof ist wieder in Betrieb. Zum (Dorf-)Leben gehört eben auch das Sterben.
Von Andrea Müller