Verdächtig ruhig ist es unter der Woche auf dem Vereinsgelände des „SV Neander“ an der Dahme. Und das obwohl Sommerferien sind, eigentlich die beste Zeit für einen Segeltörn. Die meisten der circa 90 Mitglieder des Zeuthener Segelvereins schippern jedoch lieber am Wochenende mit ihren Booten um den Berliner Zipfel Rauchfangswerder, der direkt gegenüber liegt, herum.
Nur einmal im Jahr, dann wenn die Segler ihre Jollenkreuzer klarmachen zur traditionellen Vereinsregatta starten, dem „Neander Cup“, herrscht auf dem Grundstück in der Fontaneallee 6 in Zeuthen Hochbetrieb. Die Wettfahrt ist das wichtigste sportliche Ereignis des Vereins. Sie fand erstmals 1997 statt.
Teilnehmer auch aus Österreich
Mehr als zehn Teilnehmer haben sich bislang für diesjährige Regatta am letzten Augustwochenende angemeldet. Der überwiegende Teil stammt aus den eigenen Reihen. „Erfahrungsgemäß kommen kurz vorher aber noch welche dazu“, sagt Harry Wittenburg, seit 1992 Vorsitzender des SV Neander. An die 20 Segler nahmen in den vergangen Jahren teil. Sie kamen nicht nur aus Brandenburg und Berlin, sondern reisten sogar aus dem sächsischen Vogtland und Österreich an.
Einige segeln zu Spaß mit, anderen Teilnehmern geht es tatsächlich um die Jagd auf Punkte. Denn die Regatta auf dem Zeuthener See und dem Großen Zug ist eine von vielen Ranglistenwettfahrten in Deutschland, bei denen sich die Wassersportler für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren können. Ausgeschrieben ist der Cup für die Klassen der 15er sowie der etwas größeren 20er Jollenkreuzer.
Seit gut 100 Jahren ein Heim für Segler
Daneben vergibt der Verein jedes Jahr einen Preis für die erfolgreichsten Holzboote beider Klassen sowie für den erfolgreichsten Backdecker, ein speziell konstruiertes Boot, dessen gesamtes Vorschiff von einer Kabine oder Kajüte überbaut ist.
Seit mehr als 100 Jahren ist Zeuthen ein Domizil für Segler. Das wohl älteste Vereinsgelände befindet sich nur wenige Grundstücke vom SV Neander entfernt, in der Eichenallee 13. Von 1884 bis 1945 befand sich dort der Zeuthener Segelverein (ZSV), heute segeln hier die Mitglieder des SCZ Segelclub Zeuthen. Auf eine nicht ganz so weit zurückreichende Geschichte blickt der SV Neander zurück: Der Verein wurde 1952 als „Sportverein Aufbau Neander“ von zwei DDR-Planungsbetrieben gegründet. Beide Betriebe waren im Berliner Bezirk Mitte im sogenannten Neanderviertel, in der Nähe der Jannowitzbrücke, angesiedelt. Daher ergänzten die Gründer den Vereinsnamen um das Wort „Neander“.
Neues Bootshaus wurde in den 70er Jahren gebaut
Zunächst nutzte der Verein das leer stehende Bootshaus des Ruderclubs, der sich vor dem Krieg auf dem Wassergrundstück befand. In den siebziger Jahren entschloss sich der Trägerbetrieb VEB Industrieprojektierung Berlin, ein neues Bootshaus zu bauen. Auf den für damalige Verhältnisse modernen Zweckbau sind die Mitglieder bis heute stolz, da sie beim Bau selbst mit angepackt hatten.
Während die meisten Mitglieder früher aus Berlin stammten, kommt der Großteil der Segler heute aus Zeuthen und Wildau.
Von Josefine Sack