„Wurst? Käse? Wurst und Käse? Oder nur Kräuterquark?“ Monika Brill-Bauer redet sich den Mund fusselig. 500 Sandwiches wollen in kurzer Zeit an 500 Kinder gebracht werden. Manchem fällt die Wahl schwer, andere greifen schnell zu, der eine oder andere stibitzt gleich zwei belegte Brotecken.
Die Aktion in der gestrigen Hofpause war Teil des Schulhoffestes an der Diesterweg-Grundschule in Falkensee. Das Sandwich-Massen-Pausenbrot machte zugleich auf ein Projekt aufmerksam, das es seit fast drei Jahren an der Schule im Falkenhorst gibt. Die Schule arbeitet mit dem Verein „Brotzeit“ zusammen, der bundesweit wirkt, die Berliner Stelle wird von Monika Brill-Bauer koordiniert.
In der Diesterweg-Schule kann gemeinsam vor dem Unterrichtsbeginn gefrühstückt werden. „Da schlägt nicht gleich eine Mathearbeit auf den Magen, da können sich die Schüler erst einmal freundlich zusammensetzen, etwas essen und ein bisschen erzählen“, beschreibt Sozialpädagogin Carena de Vries das Anliegen der Aktion.
Damit die Falkenseer Kinder hier ein Frühstück bekommen, steht Angela Kasimir jeden Tag um 4 Uhr auf. „Ich gehe mit dem Hund raus, trinke in Ruhe meine Tasse Kaffee und gehe dann zur Schule“, erzählt die Rentnerin. Dort schmiert sie jeden Morgen Brote für die Kinder. Gabriele Rawolle unterstützt sie dabei.
„Die Kinder freuen sich“, hat sie immer wieder beobachtet, „viele bekommen zu Hause kein Frühstück, weil die Eltern früh rausmüssen oder weil es Eltern sind, die gar nicht aufstehen.“ Ganz verschiedene soziale Hintergründe sind an der Diesterweg-Schule zu beobachten. Das Einzugsgebiet sind die Falkenhorster Plattenbauten ebenso wie Eigenheimsiedlungen. Na, und manche kommen auch mit voller Brotbüchse und frühstücken trotzdem mit. „Vor allem, weil sie das gesellige Beisammensitzen mit den Mitschülern genießen“, sagt Carena de Vries.
Die Falkenseer Diesterweg-Schule ist die einzige in Brandenburg, die an dem Projekt teilnimmt. „Wir sind eigentlich auf Berlin beschränkt“, sagt Monika Brill-Bauer. „Aber die Falkenseer sind sehr engagiert, hier klappt alles gut.“ Heißt nicht, dass nicht einiges besser gingen. So darf die Frühstückstruppe nicht den Speiseraum und die Küche nutzen, das lässt der Caterer nicht zu. „In anderen Schulen geht das“, bedauert Monika Brill-Bauer. So muss das Frühstück im Sachkunderaum gemacht werden, da setzt der Stundenplan die Frauen abr unter Zeitdruck. Sie sind trotzdem mit Liebe und Aufmerksamkeit bei der Sache.
Die Lebensmittel für das Schulfrühstück werden gespendet, sie stammen alle deutschlandweit vom Discounter Lidl, das Ausfahren und das Zubereiten wird ehrenamtlich organisiert. „War gar nicht so einfach, dafür Senioren zu finden“, sagt Carena de Vries. Sie hat mit vielen gesprochen, aber die meisten würden sich gern im Schulgarten oder in der Hausaufgabenhilfe einsetzen. „Das frühe Aufstehen schreckte viele ab. Zum Glück, nicht alle.“
Von Marlies Schnaibel