Ganz abrupt endete am Sonnabend gegen 13.30 Uhr die Jubiläumsfeier an der Ketziner Europaschule. Die Feuerwehr musste Gasalarm auslösen, weil auf einem Grundstück in 80 Meter Entfernung bei Schachtarbeiten eine Gasleitung beschädigt worden ist. Daraufhin strömte Gas aus und es bestand für kurze Zeit Explosionsgefahr. Aus Sicherheitsgründen wurde das Schulgelände geräumt, teilte Ortswehrführer Steffen Vogeler mit.
Zu der Zeit feierten noch mehrere hundert Schüler, Lehrer und Eltern das Schulhoffest anlässlich des Jubiläums. Nach Angaben der Netzgesellschaft war im Vorgarten eines Einfamilienhauses die Gasleitung mit einem Durchmesser von 32 Millimetern durch einen Spatenstich fast durchtrennt worden. Gegen 14 Uhr war der Feuerwehreinsatz beendet.
Auch viele Ehemalige feiert mit
Bis zum überraschenden Ende jedoch war das 50-jährige Bestehen der Bildungseinrichtung auf dem Schulgelände ausgiebig gefeiert worden. Dabei waren nicht nur die 261 Schüler mit ihren Eltern und Lehrerinnen, sondern auch viele „Ehemalige“, die sich noch immer mit der Schule verbunden fühlen. Im September 1968 wurden dort die ersten Schüler in die damalige Polytechnische Oberschule, die Karl-Liebknecht-Oberschule, eingeschult.
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amit begann die wechselvolle Geschichte der jüngsten Ketziner Bildungseinrichtung, die 1991 in eine Grundschule umstrukturiert und in Havelgrundschule umbenannte wurde. Seit 1999 trägt sie den verpflichtenden Namen Europaschule, dem sie mit mehreren Schulpartnerschaften in europäischen Ländern gerecht wird.
Mit dem Betriebs-Lkw bis Burg Rabenstein
Marina Thierbach gehörte zu den ersten Jahrgängen, die einst die neue Schule besuchten. „Die Schulzeit war aufregend, aber auch interessant“, meinte sie beim Jubiläumsfest. Unvergesslich seien die Klassenfahrten. Die gewährleistete die Patenbrigade ihrer Klasse aus der Ketziner Baumschule. So ging es auf der Ladefläche des Betriebs-Lkw unter anderem bis zur Burg Rabenstein. Heute betreut sie Schüler im benachbarten Hort „Havel-Kids“, mit dem seit 2007/08 Kooperationsbeziehungen bestehen.
Ein Jahr später wurde die Europaschule „Verlässliche Halbtagsgrundschule“. Mit mehreren außerschulischen Kooperationspartnern aber auch Eltern kann in mehr als 20 Arbeitsgemeinschaften von Yoga bis Feuerwehr der Schulalltag der Schüler ebenso erlebnis- wie abwechslungsreich gestaltet werden.
Europaschule war für ihn erste Wahl
Auch ein Grund für Christoph Eichhorst aus Wachow, vor wenigen Tagen seinen Sohn Horatio hier einzuschulen. „Für mich war die Ketziner Europaschule die erste Wahl“, sagte er beim Schulhoffest, bei dem er eine der vielen Stationen für die Schüler betreute. Die Station „heißer Draht“ habe er mit Azubis in seinem Betrieb gebaut, außerdem könnten sich die Schüler an den Energiebaukästen versuchen.
Mehrmals hatten die Eltern die Möglichkeit, sich durch die Schule führen zu lassen. Im Klassenzimmer London gab es allerdings nur noch wenige Stehplätze. Hier lief der von Lehrerinnen gestaltete Film über die 50-jährige Geschichte der Europaschule. Fotos aus den ersten Jahren, Erinnerungen ehemaliger Lehrerinnen und Szenen aus der jüngeren Zeit verdichteten die Gestalterinnen zu einem sehenswerten Dokument der Schulgeschichte.
Medienfitschule seit 2017
„Schließlich sind wir seit Februar 2017 „Medienfitschule“, betonte Rektorin Katrin Peppler. Damit hätte die Schule einen wichtigen Schritt in die nächsten 50 Jahre gemacht. Mit den vom Land und der Stadt Ketzin/Havel zur Verfügung gestellten Geldern konnte die Medienbildung der Schüler finanziert werden. Ein Computerraum ist ausgebaut worden, ein Satz Tablets wurde bestellt. Nun zieht Wlan in die Klassenzimmer ein, sagte sie beim Schuljubiläum.
Das hatte gleich mit zwei Überraschungen begonnen. Erstmals sangen die Schüler temperamentvoll das von Christian Hagitter komponierte neue Schullied „Hand in Hand“ mit dem Refrain „Wir sagen ja zu Europa“. Zudem ging ein seit mehr als vier Jahren bestehender Wunsch der Schüler in Erfüllung: Der Bolzplatz wurde eingeweiht.
Viele Helfer beim Schulhoffest
Auch wenn Rektorin Katrin Peppler zeitweilig selbst am Popkorn-Automaten Hand anlegte, war sie zu Recht stolz auf die vielen Helfer beim Schulhoffest. Eltern und Lehrerinnen besetzten Spielstationen, der Schulförderverein versorgte die Jubiläumsgäste am Büfett, und der Förderverein der Feuerwehr war mit seiner Pommes-Station dabei und mehrere Einsatzfahrzeuge standen zur Besichtigung auf dem Hof.
Schließlich gab es auch noch einen kleinen Höhepunkt auf dem roten Teppich. Udo Feist führte durch eine Modenschau der Schüler und auch einiger Lehrerinnen, die alle Spaß daran hatten, mal das anzuziehen, was Schüler- und Lehrergenerationen vor ihnen so in der Schule getragen haben.
Von Wolfgang Balzer