Seit 2014 engagiert sich Theresa Kucharczyk im Rathenower Kinder- und Jugendparlament und gerade mal ein Jahr ist es her, dass sie zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt wurde. Nun muss sie diesen Posten wieder abgeben, aber nicht weil sie keine Lust mehr auf das Amt hat. Auf die 19-Jährige wartet ein neuer Lebensabschnitt fernab der Heimat. Die gebürtige Rathenowerin, die zurzeit noch die Bruno-H.-Bürgerschule besucht, wird in den nächsten Wochen ihr Abitur ablegen.
Nach der Zeugnisübergabe und der Abschlussfeier im Juni heißt es dann Koffer packen. Theresa Kucharczyk hat sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland entschieden. Ab August wird sie für zwölf Monate in Irland leben und in dem Gemeinschaftsdorf Ballytobin Menschen mit Behinderung betreuen.
Nach dem Freiwilligendienst soll ein Studium folgen
Schon in der neunten Klasse entschied sich Theresa Kucharczyk für ein Praktikum in den Rathenower Werkstätten. „Das Interesse an sozialer Arbeit war bei mir immer groß – ganz egal, ob ich dabei mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zusammenarbeite“, erzählt die Schülerin. Eigentlich steht auch längst ihr Entschluss fest, Soziale Arbeit zu studieren. Doch bevor sie das Studium beginnt, möchte sie noch mehr Erfahrungen sammeln. Die Möglichkeit dazu bietet ihr nun die Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“, die Freiwilligendienste weltweit vermittelt.
Im Oktober hatte sich Theresa Kucharczyk bei der Organisation beworben, noch im selben Monat durfte sie zum Orientierungsseminar nach Karlsruhe fahren. Dort wurde sie an einem Wochenende mit den Grundlagen der Waldorfpädagogik vertraut gemacht. Außerdem lernte sie die Organisation nähern kennen und traf ehemalige Teilnehmer, die von ihren Erfahrungen in den unterschiedlichsten Ländern berichteten. Aus rund 150 verschiedenen Einsatzstellen können die Freiwilligen auswählen. Die Rathenowerin entschied sich für ein Projekte auf der Grünen Insel.
2500 Euro kostet das Jahr in Irland
„Ich wäre auch gern weiter weg gegangen, aus familiären Gründen entschied ich mich aber für einen Ort, von dem aus ich schnell mit dem Flugzeug nach Hause reisen kann.“ In Ballytobin, rund 20 Kilometer von der Stadt Kilkenny entfernt, wird Theresa Kucharczyk Teil einer Gemeinschaft. „Sie haben dort eine eigene Bäckerei, eine Kreativwerkstatt, einen Garten und versorgen sich weitestgehend selbst“, erzählt die Schülerin. Sechs Tage pro Woche kümmert sie sich dort um Kinder und Erwachsene mit verschiedensten Einschränkungen. Zum Programm gehören auch drei Wochen Urlaub, in denen die Havelländerin natürlich das Land entdecken möchte.
Auch wenn Theresa Kucharczyk mit ihrem Engagement anderen hilft, kostenlos ist das Freiwillige Soziale Jahr für sie nicht. 2500 Euro Eigenanteil muss sie aufbringen, inklusive sind aber Flug, Unterkunft, Verpflegung und etwas Taschengeld. „Das Programm wird zwar zum Teil vom Staat unterstützt, funktioniert insgesamt aber nach dem Solidarprinzip. Das heißt, wir sollen uns einen Unterstützerkreis aufbauen, in dem wir andere für unser Vorhaben begeistern“, erklärt die 19-Jährige. Sie hat auch schon eine Idee, wie ihr das gelingen kann.
Am 25. März lädt sie um 19 Uhr interessierte Bürger zu einem irischen Abend in den Pfarrsaal der katholischen Kirche ein, Friesacker Straße 3 bis 5. „Ich werde für die Gäste kochen, es wird irische Musik gespielt und ich werde in einer Präsentation meine Organisation und mein Projekt in Ballytobin vorstellen. Die Veranstaltung ist offen für alle und kostenlos. Es soll ein gemütlicher Abend werden und natürlich freue ich mich, wenn jemand mein Vorhaben mit einer Spende unterstützt, ich kann sogar Quittungen ausstellen“, verspricht die Schülerin. Wer Theresa Kucharczyk unterstützen möchte, kann ihr eine E-Mail schreiben: t.kucharczykxd@gmail.com
Von Christin Schmidt