Bunte Luftballons zierten am Samstag den Eingang zur Seniorenwohngemeinschaft „Ländchen Rhinow“. Und im Gemeinschaftsraum lockte eine festlich eingedeckte Tafel.
Der Anlass war ein ganz Besonderer. Margarete Siegmund feierte mit Verwandten, guten Bekannten und Mitbewohnern ihren 100. Geburtstag.
Dennis Granzow, Dezernent der Kreisverwaltung Havelland, war gekommen und wünschte der Jubilarin „alles Gute, Gesundheit und noch weitere schöne Jahre“. Petra Friedrich, Leiterin der Seniorenwohngemeinschaft, und ihr Team gratulierten mit einer Geburtstagstorte.
Marian (9), sagte seiner Uroma ein zum Anlass passendes Gedicht auf. Bruno Hiller spielte Volks- und Heimatlieder auf dem Akkordeon und die Gäste sangen ein Geburtstagsständchen.
Margarete Siegmund dankte ihren Gästen für die Aufmerksamkeiten und prostete ihnen mit einem Gläschen Sekt zu, bevor sie sagte: „Nun lasst uns Kaffee trinken“. Die Jubilarin genoss sichtlich die gemütliche Geburtstagsrunde.
Dennis Granzow erinnerte daran, dass sie in der politisch bewegten Gründerzeit der Weimarer Republik geboren wurde. Am 9. Februar 1919 erblicke sie als Margarete Kramer in Hedwighorst (heute Polen) das Licht der Welt. Sie hatte zwei Geschwister. Es war ein Drei -Mädel-Haus. Sie erzähle gerne davon, sagt die Enkeltochter Dorit Stawecki.
Geboren in Polen
Ihre ersten Kindheitsjahre erlebte Margarete Siegmund in Buchholz bei Stendal. Dorthin waren die Eltern mit ihren drei Mädels gezogen und wohnten zur Miete. Der Vater suchte aber ein Haus mit Grundstück für die Familie und hat es in Wolsier gefunden.
So kam die Familie nach Wolsier im Ländchen Rhinow. Margarete Siegmund arbeitete zunächst in Rathenow als Haushaltsgehilfin. Ihre große Liebe fand sie mit Walter Siegmund in Wolsier. 1945 wurde geheiratet. Zwei Kinder bescherten dem jungen Ehepaar Familienglück.
Heute erfreut sich Margarete Siegmund zudem an zwei Enkelkinder und fünf Urenkel, die natürlich auch zum 100. Geburtstag gratulierten. Hildegard Siegmund war viele Jahre Köchin in der LPG-Küche Wolsier, später arbeitete sie bis zur Rente 1979 als Leiterin der Schällinie im Kartoffellagerhaus in Spaatz.
Auf Pralinen hat sie nur selten verzichtet
In ihrer Freizeit kümmerte sie sich um den Haushalt und den Garten. Sie strickte und nähte gerne. Gelegentlich haben Walter und Margarete Siegmund auch Ausflüge unternommen oder Urlaub gemacht. Mit dem Trabbi ging es an die Ostsee oder in den Spreewald.
Gut in Erinnerung sind ihr noch die Brigadeausflüge und schöne Dorffeste, zu denen sich im Rentenalter auch die Stunden in der Kirchengemeinschaft gesellten.
38 Havelländer sind 100 Jahre und älter
Wolsier ist für Margarete Siegmund Heimat, ein Dorf in dem man gut leben kann, wo sie die Menschen kennt, Freunde hat und vor allem von ihrer Enkelin Dorit umsorgt wurde.
„Wir hatten es besser als ihr, weil früher das Leben noch nicht so hektisch war“, sagt sie der Enkelin. Die wiederum schwärmt von Omas Kochkünsten.
Ein Rezept zum Erreichen eines hohen Alters hat Margarete Siegmund aber nicht. Immer hin verrät sie, dass sie einer Praline oder Weinbrandbohne nur selten widerstehen konnte.
Seit drei Jahren wohnt sie in der Seniorenwohngemeinschaft „Ländchen Rhinow“Sie ist eine von derzeit 38 Männer und Frauen im Landkreis, die 100 Jahre und älter sind.
Von Norbert Stein