Marx, überall Marx. Das Konterfei von Karl Marx, dem großen Philosophen und Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus, ziert die Wände der Räume in der Bernauer Straße 71. Zumeist sind es Karikaturen, mitunter Grafiken. „Bunt gemischt, eine Auswahl von 5000 Exponaten. Aus Trier, Chemnitz oder der Schweiz kommen sie“, sagt Hans Hübner. Er eröffnete die Ausstellung anlässlich des bevorstehenden 200. Geburtstages von Karl Marx (5. Mai) am Freitagabend. Die Arbeiten hängen in der Kreisgeschäftsstelle der Linken aus Oberhavel, die zum „FrühLINKSempfang“ geladen hatten. Zu dem Anlass wurden auch einige Worte an die Gäste – die kamen von anderen Parteien und Organisationen – gerichtet.
Die Parteien und ihr „komischer Ruf“
Das übernahm der Vorsitzende der Kreis-Linken, Enrico Rossius. Er sprach vom „komischen Ruf“, den die Parteien derzeit hätten. Von Altparteien sei die Rede, aber auch von Raffkes. „Wir als Linke wollen etwas dagegensetzen. Wir wollen transparent sein.“ Er zählte im Schnelldurchlauf die Themen auf, für die seine Partei steht und wofür sie sich einsetzt. So sei die Linke eine Friedenspartei, die antifaschistisch bleibe; die Linke werde denen helfen, die darauf angewiesen seien. „Ja, ich bin ein Gutmensch. Ich stehe dazu.“ Faire Löhne (zwölf Euro Mindestlohn), Schulessen in kommunale Hand, Wiedereinstieg in den sozialen Wohnungsbau, ökologischer Umbau, bedarfsgerechte Mobilität, Bildung („Wir sind stolz, dass der erste Schritt Richtung beitragsfreier Kita dank des Engagements der Initiativen gemacht wurde.“) – das alles zählte er auf.
Die Arbeitszeit hat sich halbiert
Die in Fürstenberg wohnende Bundestagabgeordnete Anke Domscheit-Berg ging auf eine kurze Zeitreise, zitierte aus dem von Marx verfassten Kapital und erinnert zum Beispiel an die Arbeitszeiten von vor 100 Jahren: 60 Stunden die Woche; heute seien es 30. 40 Prozent der Menschen verdienten heute weniger für die gleiche Arbeit als vor wenigen Jahren. Das hätte, so die Netzexpertin im Deutschen Bundestag, im wesentlichen mit der Digitalisierung zu tun. „Wir wollen die digitale Revolution mit einer sozialen Revolution bekämpfen.“ Es geht ihr um gerechtere Verteilung, das bedingungslose Grundeinkommen. Und schwups, war die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises 60 (Teile des Havellandes), die Oberhavel zusätzlich mitbetreut, vom Ausflug zu Marx zurück im Hier und Jetzt.
„Das Theaterstück ist gerettet“
Sie nutzte die Gelegenheit, um Jörg Zieprig von der Klostergalerie Zehdenick einen Scheck in Höhe von 700 Euro zu übergeben. „Damit ist unser Theaterstück gerettet“, sagt der Galerist erleichtert. „Li und die roten Bergsteiger“ heißt das Livepainting Monodrama, welches Claudia Reh und Utz Pannike am 15. April, 19.30 Uhr, und 16. April, 9.30 Uhr, aufführen werden. Darin geht es um die Beziehung eines aufgeweckten, jüdischen Mädchens mit einem Bergarbeiteraktivisten. Das Geld kommt vom Verein der Bundestagsfraktion Die Linke, für den jeder Linke-Bundestagsabgeordnete 230 Euro im Monat spendet; plus Diätenerhöhungen.
Von Stefan Blumberg