Es gab Stühle, Tische und eine Tafel – mehr nicht. Trotz der damals maroden Schulbaracke und wenigen Lehrmitteln ist aus den ersten Abiturienten, die 1995 in Zehdenick ihre Zeugnisse überreicht bekamen, etwas geworden. Die 40 Schüler waren der erste Jahrgang der gymnasialen Oberstufe am Oberstufenzentrum in Zehdenick. Nur drei Jahre zuvor war das Abitur nach einer fast 20-jährigen Durststrecke in der Havelstadt überhaupt erst wieder möglich. Anlässlich dessen gab es am Dienstag eine Feierstunde, bei der auch die Liste der Georg-Mendheim-Preisträger um drei Namen verlängert worden ist. Schulleiter Dieter Starke, der nach zwei Jahren als Bildungsdezernent in der Kreisverwaltung, an seine Wirkungsstätte zurück gekehrt ist, würdigte den ersten Preisträger als „engagierte Persönlichkeit“. Ein Mann, der seiner Schule eng verbunden blieb. Gemeint ist Ronny Schmidt, Absolvent der Abiturstufe, heute im Bankgeschäft tätig und ehrenamtlich Vorsitzender der Bürgerstiftung Oranienburg. „Tolle Rahmenbedingungen hatte wir damals nicht, aber Lehrer, die uns inspiriert haben“, gab der zweifache Familienvater, der in Zehdenick lebt, auch ein Lob zurück. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Marina Buchmann. Die Lehrerin hat viele Schüleraustausche organisiert und sich besonders dafür eingesetzt, dass auch Auszubildende Auslandserfahrungen sammeln können. „Die Azubis wurden immer ein bisschen vergessen. Mir war es wichtig, dass auch sie Möglichkeiten haben, mal über den Tellerrand zu schauen“, so Buchmann. Sichtlich gerührt war der Dritte im Bunde – Eberhard Feige. Der langjährige Lehrer für Mathematik und Physik hat nicht nur vielen Schülern die Angst vor den Zahlen genommen, sondern sich auch über den Lehrplan hinaus mit der Schule identifiziert. Laudatorin Ellen Rheinsberg beeindruckte an ihrem Kollegen immer der Tatendrang, seine manchmal ungestüme, im Umgang aber auch väterliche und stets hilfsbereite Art. „Es ist an der Zeit, dafür mal Danke zu sagen“.
Landrat Ludger Weskamp bezeichnete das Oberstufenzentrum als „besonderen Schulstandort“, der immer offen war für Innovationen und auch nunmehr eine Vorreiterrolle einnähme. Gemeinsam mit der Stadt wolle der Kreis am Wesendorfer Weg ein Bildungszentrum mit Perspektive schaffen. Wie berichtet, wird die Exin-Oberschule dazu an dem Campus angesiedelt und in Trägerschaft des Landkreises wechseln. Den Entschluss zu fassen, das Abitur zurück nach Zehdenick zu holen, habe damals Mut und Wegbereiter gebraucht, würdigte Bürgermeister Arno Dahlenburg die Akteure von damals.
Von Cindy Lüderitz