Die Kammermusikfreunde Birkenwerder haben ihr nächstes Kammerkonzert am Sonnabend, 12. September, in den Dienst der Initiative „Willkommen in Birkenwerder“ gestellt. Sämtliche Erlöse werden für Projekte zur Verfügung gestellt. Zum Beispiel soll für die in Birkenwerder untergebrachten Asylbewerber ein mehrsprachiges Heft als Wegweiser für den Ort angefertigt und zur Verfügung gestellt werden, sagt Hiram Villalobos, Mitbegründer der Willkommensinitiative. Über Schulen, Kindertagesstätten, Ärzte, Apotheken, Geldinstitute und die S-Bahn soll darin zum Beispiel informiert werden. Rechtsberatung für Flüchtlinge sei ein anderes Betätigungsfeld, bei dem der Initiative Kosten entstehen.
Ab 20 Uhr gastiert am Sonnabend die ortsansässige Violinistin Pauliina Quandt mit ihrem „Nordlichtquartett“ in Birkenwerder, allesamt übrigens Musiker des Deutschen Sinfonieorchesters Berlin (DSO), in Birkenwerder. Das Ensemble präsentiert ein anspruchsvolles Konzertprogramm mit Werken von Luciano Berio, Franz Schubert (bearb. A. Reimann) und Edward Grieg. Als Solistin bringt das Quartett die Sopranistin Yeree Suh mit, die in Franz Schuberts Werk „Mignon“ den Gesangspart interpretiert. Karten zum Preis von 20 Euro können unter 03303/59 84 55 oder per Email vorbestellt werden (birkenweigert@googlemail.com).
„Ich empfinde es als totale Bereicherung, dass die Flüchtlinge zu uns kommen“, sagt die in Finnland geborene Pauliina Quand, inzwischen selbst deutsche Staatsbürgerin. In Birkenwerder entdecke sie „eine neue Willkommenskultur, die sich in Birkenwerder entwickelt“, sagt sie. Diese schöne Entwicklung spüre sie auch in Overhavel und ganz Deutschland, sagt die Musikerin, die sich persönlich bei den Kammermusikfreunden, in der Kirchengemeinde und in der Willkommensinitiative engagiert. Und Musik sei in diesem Zusammenhang eine tragende Kraft, weil sie alle Nationen ohne Sprachbarrieren verbinde. Ganz ähnlich äußert sich Joachim Weigert, der in den vergangenen acht Jahren knapp 200 Konzerte in Birkenwerder organisiert hat.
Musik gibt es deshalb auch bei dem Straßenfest, das die Willkommensinitiative für den 12. September von 14 bis 18 Uhr vor der Regine-Hildebrandt-Gesamtschule in der Hubertusstraße organisiert hat. Dort wird zum Beispiel ein syrischer Berufsmusiker auftreten, der sonst auf Hochzeiten singt und spielt. Auch ein arabischer Trommler ist eingeladen. „Ich finde wichtig, dass sich die Kulturen kennenlernen und sich in diesem Rahmen die lokalen Bewohner und die Flüchtlinge kennenlernen“, sagt Hiram Villalobos.
Der Hintergrund: Im Wohnheim neben der Gesamtschule wohnen seit einiger Zeit Flüchtlinge aus Syrien und dem Iran. Das Straßenfest soll die Möglichkeit bieten, sich gegenseitig einmal vorzustellen und eine gute Nachbarschaft zu begründen. Diesen Asylbewerbern soll letztlich auch der Erlös des Kammerkonzertes in der Villa Weigert zugute kommen.
Von Helge Treichel