Felix (9) und Miguel (11) verbreiten einen honigsüßen Duft im Eingangsbereich der Kinderschule Oberhavel. Sie ziehen einen Bollerwagen hinter sich her in die Schulküche – darauf ein Holzkasten mit 13 Wabenrähmchen. Die Jungs, die in ihren weißen Imkeranzügen wie kleine Astronauten aussehen, kommen gerade aus dem Schulgarten. Dort leben seit Anfang Mai vier Bienenvölker.
Am Donnerstag haben die Kinder der Imker-Arbeitsgruppe den Honig zum ersten Mal geerntet
Jeden Donnerstag treffen sich die zehn Schüler im Alter von der ersten bis zur sechsten Klasse zum gemeinsamen Imkern. Die Idee zum Projekt kam Pierre Lacasé, Pädagoge an der Kinderschule in Eden. „Im Schulalltag arbeiten wir mit den Kindern sehr naturorientiert. Die Biene ist das kleinste und dabei das wichtigste Haustier“, sagt er. Durch die Bienenzucht im schuleigenen Garten sollen die Schüler an die Bedeutung der Honigbiene herangeführt werden.
Unterstützung für das Bienenzucht-Projekt holte sich der Lehrer vom Imker Andreas Paczoch. Er ist Mitglied des Märkischen Imkervereins Oranienburg und wohnt in der unmittelbaren Nachbarschaft der Kinderschule. „Am Anfang haben wir uns vor allem mit den theoretischen Grundlagen des Imkerns beschäftigt“, sagt Paczoch. Der Imker erklärte den Kindern etwa das Bienenjahr und wie ein Bienenstock im eigenen Garten richtig gepflegt wird.
Nachdem Anfang Mai die ersten beiden Bienenvölker ihr Quartier im Schulgarten bezogen hatten, bereiteten die Kinder – unter der Anleitung des Berufsimkers – die Beuten und die dazugehörigen Wabenrähmchen für die Bienen vor.
1500 Quadratmeter groß ist der Garten, den die Kinder der Kinderschule Oberhavel in Eden bewirtschaften
Mit verschiedensten Apfelsorten, Kräuterbeeten und Beerenhecken ist er ein ideales Biotop für die Bienen. Das beweist auch die Ernte: Knapp 20 Kilogramm Honig haben die fleißigen Bienenvölker seit Mai produziert – etwa 80 Gläser ergibt also die Ernte, rechnet der elf Jahre alte Cijell vor. Doch bevor die Weckgläser befüllt werden können, muss der frische Sommerblütenhonig erst aus den Waben herausgeschleudert werden. Imker Paczoch erklärt den Kleinen, wie das geht: „Zuerst müssen wir die einzelnen Waben mit einer Gabel entdeckeln. Dabei dürft ihr nicht zu tief in den Wachs stechen, sonst zerstört ihr die Wabe und die Bienen müssen danach wieder alles neu bauen.“ Während Samuel (10) die Wachsdecke von den Waben schabt, nascht Felix (9) schon mal von der klebrigen Masse, die dabei heruntertropft: „Lecker“, findet er.
Honig aus dem Schulgarten ist für vier Euro pro Glas erhältlich
„Ganz viele Eltern haben schon nachgefragt, ab wann sie unseren selbst gemachten Honig kaufen können“, sagt Pierre Lacasé. Heute ist es endlich soweit. Der Honig aus dem Schulgarten ist für vier Euro pro Glas erhältlich. Durch den Vertrieb des gewonnenen Honigs soll ein Teil der anfallenden Unterhaltungskosten für die Bienen gedeckt werden.
Von Josefine Sack