Einfach untätig ruhig dasitzen kann und will er nicht. Erst recht nicht zu Hause, wenn auf den Privatsendern wieder eine fiktive Streife gefahren oder die zwanzigste Wiederholung eines unechten Falls von Richterin Barbara Salesch aus der Fernseh-Mottenkiste gegraben wird. „Da packe ich lieber etwas sinnvoll an“, sagt Andreas Müller, „und mache mich nützlich.“ Mit Schaufel, Spaten und Heckenschneider.
Andy, wie der gebürtige Neustrelitzer von allen genannt wird, ist derzeit ehrenamtlich im Bürgerzentrum in der Albert-Buchmann-Straße tätig. Er kümmert sich um die Außenanlage. Vier Stunden, jeden Tag. Bei Hitze und im Winter. Wobei ihm das jetzige Wetter lieber ist. „Da habe ich keine kalten Hände“, sagt der 60-jährige KFZ-Meister. Vor drei Jahren kam er als MAE-Kraft, als „Ein-Euro-Jobber“ zum Bürgerzentrum. Die Arbeit gefiel ihm gleich. Bäume schneiden, Pflanzenspenden in die Erde bringen, Papierkörbe leeren.
Jugendliche kennen und achten ihn – meistens
Momentan muss er auch dafür sorgen, dass Poller nicht den Eiswagen behindern. Zielgruppe: Torhorst-Schüler. Unter denen ist Andy bekannt. Im Schatten der Bäume auf den Treppen des Bürgerzentrum sitzen sie und rauchen. Pädagogische Arbeit leistet Andy nicht. „Nur die Zigaretten sollen sie nicht in der Gegend verteilen.“ Ein Gespräch auf Augenhöhe brachte Erfolge: Die Jugendlichen schnipsen die Kippen in eine Vorrichtung. Meistens jedenfalls. Zur Jugend hat er einen guten Draht, betreut er auch diejenigen, die ihre Sozialstunden hier ableisten.
Obwohl das Bürgerzentrum einen Hausmeister hat, bleibt viel Arbeit auf der Strecke. „Der Hausmeister springt zwischen den Häusern“, erklärt Andy. „Ohne ihn würde es hier nicht so aussehen, wie es aussieht“, sagt Steffen Herrmann. Er leitet Bürgerzentrum und Regine-Hildebrandt-Haus. Das Ehrenamt von Andreas Müller kann er nicht hoch genug anrechnen. „Es fehlen Menschen wie er“, sagt er. Ganz nach dem Motto der Einrichtungen: Hilfe zur Selbsthilfe.
Das Ziel: Möglichst viele Menschen animieren, sich einzubringen und einen Bürgertreff auf die Beine zu stellen, eine Anlaufstelle aller Generationen. Eine saubere Anlaufstelle. Dafür sorgt Andreas Müller. „Ich mach das mit Freude“, sagt er. Er würde auch als zweiter Hausmeister hier arbeiten. Der Stadt fehlen dazu aber die Mittel. Bei vielen anderen Jobangeboten wird ihm gleich gesagt: Sie sind zu alt. Als seine Maßnahme auslief, dachte er sich: Warum soll ich nicht in meiner Freizeit hier helfen? Besser als das Fernsehprogramm. Gesagt, getan. Jetzt ist er eine feste Größe im Bürgerzentrum.
Von Marco Winkler