Obwohl gerade Ferien sind, sieht es bei den acht Schülern aus, als hätten sie komplizierte Schulaufgaben zu lösen. Alle sitzen hochkonzentriert vor einem Blatt Papier und bei allen scheinen vor Gedanken die Köpfe zu rauchen. Die jungen Leute machen im Jugendclub „Aquarium“ einen Comic-Kurs – Comic-Zeichner Peter Auge Lorenz (54) hat eingeladen. „Zuerst muss jeder seine eigene Hauptfigur entwickeln und sich darüber klar sein, ob sie böse, lieb, lustig oder traurig sein soll“, sagt Peter Lorenz, der sich in seinem Blog augelorenz.blogspot.com/ einfach nur Auge nennt. „Am besten ist, wenn die Hauptfigur euch ein bisschen ähnelt. So könnt ihr Charaktereigenschaften besser in die Zeichnung einbringen“, meint Auge. Für Paul (12) ist klar – ein Drache muss es sein. „Mein Drache ist immer mies drauf, darum habe ich ihn Muffi genannt“, meint Paul, der rigoros abstreitet, dass Muffis Miesepeterlaune von irgendjemandem abgeleitet ist.
Im Jugendclub Aquarium lernen Kids, Comics zu zeichnen
Auge weiter: Steht die Figur, wird das sogenannte Storytelling (Geschichten erzählen) erarbeitet, ist zu erfahren. „Dabei muss sich jeder klar sein, welche Geschichte er erzählen will“, sagt Auge, während alle gespannt „ein Auge“ auf ihn werfen und ihm „ein Ohr leihen“. Und während in Pauls Geschichte Randfiguren wie die Krake Kraki, versuchen, Muffi aufzuheitern, hat die Torte Klein-Kevin von Nathalie (12) Angst, von der Küchenrolle gefressen zu werden. Sind alle Figuren mit Bleistift vorgezeichnet und ist die Geschichte im Kopf klar, wird mit einem schwarzen Marker nachgezeichnet, anschließend die Bleistift-Linien weggeratzelt. „So heben sich die Figuren besser ab“, meint Buchautor Auge („Das Land, das es nicht gibt“, Jaja, 10 Euro).
Die Hauptfigur kann dem Zeichner gerne ähneln
Bei Jeremy Dannehl (12) geht es eher düster, aber mit Happy End zu. „Ein böser Diktator namens Kim Jon Tonn wirft eine Atombombe und alle Figuren müssen in einen unterirdischen See abtauchen“, erzählt der Schüler. „Dort zeigt ihnen dann Oktopus Tom den Weg in eine Höhle, in der alle erstmal überleben können.“
Peter Auge Lorenz: „Mit diversen Zeichentricks kann man bestimmte Assoziationen beim Leser hervorrufen. Läuft eine Figur angedeutet von links nach rechts, assoziiert das Unterbewusstsein, dass jemand geht. Die umgekehrte Richtung vermittelt, dass jemand kommt. Der Kurs geht noch bis Freitag. Am Ende sollen alle Geschichten in einem Buch gesammelt und im Internet veröffentlicht werden – dann können alle ein Auge darauf werfen.
Die Veranstaltung wurde organisiert und finanziert von Bettina Böcker, (Soziale Arbeit an der Grundschule Germendorf) und von Kordula Jambor (Soziale Arbeit an der Grundschule Schmachtenhagen).
Von Jeannette Hix