Es begann beim Schlachter: In der Kühlzelle zwischen Schweinehälften machte Arved Fuchs seine ersten Erfahrungen mit extremer Kälte. „Ich nahm mir jedes Mal einen Kumpel mit, aber es war niemals derselbe. Denn das wollte sich keiner zweimal antun“, erzählt der Abenteurer von seinen Anfängen, damals 1979. In jenem Jahr unternahm er seine erste Reise nach Grönland. Nachdem er bereits in den Tropen oder auch in Kanada unterwegs gewesen war, wollte er dieses neue Ziel nicht unvorbereitet angehen. „Es sollte eine Weichenstellung in meinem Leben sein“, bekennt er. Denn die Magie dieser kargen, aber faszinierenden Landschaft habe ihn nie mehr losgelassen.
Am Freitagabend vermittelte er mehr als 450 Besuchern in der Wittstocker Stadthalle etwas von eben dieser Faszination. Eine solche geht von Fuchs aber auch selbst aus, denn er zieht die Wittstocker und weitere Gäste aus der Region bereits seit 2004 immer wieder in seinen Bann.
Wie ein Nachhausekommen
Damals war er erstmals in Wittstock. „Es ist wie ein Nachhausekommen. Wenn Wittstock im Terminkalender steht, dann freuen wir uns alle, dass es wieder so weit ist“, sagt er, als er die Besucher begrüßt. Es ist sein sechstes Gastspiel. Dass er ein besonders gutes Verhältnis zu Wittstock hat, liegt an Sabine Steinbach, der ehemaligen Leiterin der Polthier-Oberschule. Sie hatte sich Anfang der 2000er-Jahre stark dafür engagiert, den „Mann aus dem Eis“, wie sie ihn nennt, nach Wittstock zu holen. Ihren Enthusiasmus hat sie sich bis heute bewahrt. Auch Bürgermeister Jörg Gehrmann freute sich, den Gast ein weiteres Mal in der Stadt begrüßen zu können. Rosenkönigin Tanja I rundete das Bild ab.
Dann geht es mitten hinein in eine der entlegensten Gegenden der Erde. Ein kleines Raunen geht durch die Reihen, als eines der ersten Bilder ein Thermometer zeigt, das auf Minus 40 Grad gefallen ist. Fuchs nimmt seine Gäste mit zu den Inuit, den Ureinwohnern, die Fremden gegenüber eigentlich sehr zurückhaltend seien.
Ein gewöhnungsbedürftiger Snack
Dass sich die Crew um Fuchs aber doch einem Jäger anschließen darf, der noch eine ursprüngliche Lebensweise pflegt, habe an einer „vertrauensbildenden Maßnahme“ gelegen, wie Arved Fuchs sagt. Denn er aß mit ihm einen gewöhnungsbedürftigen Snack – eine Art verfaulte Vögel, kein Gaumenschmaus, aber er habe das Ganze wider Erwarten gut vertragen. Die verschiedenen Expeditionen in all den Jahren machen aber auch den Klimawandel deutlich. Manche Unternehmung wäre heute nicht mehr möglich, weil das Eis zu dünn geworden ist, statt zwei Meter nur noch etwa 80 Zentimeter. So erlebten die Wittstocker auch ein unwiederbringliches Stück Zeitgeschichte.
Von Björn Wagener