Hätten die Abgeordneten nicht darüber mit entscheiden müssen, ob der Architekt Peter Köster seine Arbeit am Bau des Rheinsberger Rathauses wieder aufnimmt? Diese Frage stellt der Linken-Stadtvertreter Heinz Karwath. Natürlich sei ihm vor allem daran gelegen, dass die Arbeiten auf der Baustelle weiterlaufen. „Aber ich hätte schon gerne zumindest gewusst, welche Gespräche die Stadt mit Herrn Köster geführt, was sie genau mit ihm vereinbart hat“, so Karwath. Auch von anderen Abgeordneten wie dem Stadtverordnetenvorsteher Walter Luy war in der kürzlich abgehaltenen Sondersitzung zu den Problemen beim Rathausbau leise Kritik in diese Richtung zu hören.
Bürgermeister verweist auf laufenden Vertrag
Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow (BVB/Freie Wähler) ist an dieser Stelle allerdings ganz anderer Meinung. Aus seiner Sicht lag es nicht in seiner Hand, mit dem Architekten und Bauüberwacher, der im Oktober wegen Streitigkeiten mit der Stadt seine Arbeit niedergelegt hatte, die Wiederaufnahme seiner Tätigkeit zu erlauben. „Herr Köster hat seit vielen Jahren einen Vertrag mit der Stadt“, stellt Schwochow klar. Und dieser sei trotz der Arbeitsunterbrechung weiterhin gültig. „Soll ich dem Architekten verbieten, weiter zu arbeiten, wenn er das will? Auf welcher Grundlage?“
SPD-Fraktionschef mit der Lösung zufrieden
Auch SPD-Fraktionschef Sven Alisch sieht es so. „Der Vertrag ist nach wie vor gültig“, sagt er. Aus seiner Sicht wäre es auch nicht gut für die Stadt, diesen zu kündigen. Denn dadurch, dass Peter Köster von Anfang an das Vorhaben betreut, sei es einfacher, eventuelle Haftungsansprüche durchzusetzen. Zudem müsste die Kommune doppelt bezahlen, wenn jetzt ein neuer Architekt die Rathausbaustelle übernehmen würde. „Das macht er nicht umsonst.“ Und der Sanierungsträger DSK, der die rund acht Millionen Euro teure Baustelle betreute, sprach davon, dass das Büro Köster bereits mehr als die gesamte Summe für diese Leistung abgeschöpft hatte (die MAZ berichtete).
Rathaus-Baustelle wird erst langsam hochgefahren
Schwochow stellt klar, dass die Frage nach ausstehenden Honoraren aus dem Büro Köster immer noch nicht geklärt ist. „Darüber wird weiter verhandelt“, so der Bürgermeister. Im Moment sei Köster dabei, für die seit Monaten ruhende Rathausbaustelle einen neuen Bauablaufplan zu erstellen. Dass die Firmen in den nächsten Tagen anrücken, damit rechnen aber weder er noch der Bauamtschef im Rheinsberger Rathaus. „Man muss sich das wie ein langsames Hochfahren vorstellen: Da fängt man auch nicht gleich mit 100 Prozent wieder an“, beschreibt Daniel Hauke die Situation.
Wann der Bau fertig sein wird, ist weiter offen
Zwar gebe es Verträge mit Baufirmen, die noch erfüllt werden müssen. Aufgrund des langen Stillstands auf der Rheinsberger Baustelle haben sich diese aber zwischenzeitlich andere Jobs gesucht. Nun müsse neu vereinbart werden, wann sie wieder in der Prinzenstadt anrücken können. „Es wäre deshalb vermessen, jetzt zu sagen, wann das Rathaus fertiggestellt wird“, so Hauke. Eigentlich sollte der Bau Ende 2017 beendet sein.
Dritte Sondersitzung zum Rathausbau geplant
Um die Probleme rund um den Rathausbau aufzuklären, soll es eine weitere – mittlerweile die dritte – Sondersitzung geben. Sie findet voraussichtlich im April statt.
Von Celina Aniol