Frech, frivol und meist unterhalb der Gürtellinie präsentierten sich am Freitag im ausverkauften Neuruppiner Kulturhaus Stadtgarten Fräulein Luise und ihre Mädels mit der Glitzer-Show „Zauber der Travestie“.
Viele Fans – vor allem weibliche – hatten schon ungeduldig auf die Rückkehr der „Männer-Frauen“ gewartet; ein Jahr mussten sie sich gedulden. Um so besser war die Laune am Freitagabend. Schon zu Beginn der Show wurde nach Luises Anweisung getrampelt, applaudiert und gegrölt. Für die blonden Frauen im Saal gab es zusätzliche Belehrungen.
Seit 20 Jahren gastieren die Sänger, Tänzer und Kabarettisten in schrillen Outfits auf deutschen Bühnen – mit großem Erfolg. Die Häuser sind ausverkauft und auch ältere Herrschaften bemühen sich am späten Abend noch aus ihren Häusern, um sich an den mit Straußenfedern ausstaffierten, glitzernden Herren zu erfreuen. Und es ist ja nicht immer ein Nachteil, wenn die Ohren nicht mehr so recht mitmachen, denn vor dem Alter haben die Paradiesvögel der Travestie wenig Respekt: „Für einen Zungenkuss ist es ja von Vorteil, wenn die Prothese rausfällt, dann hat die Zunge mehr Platz.“ Auch die Toten haben keine Ruhe vor den schrillen Protagonisten. Eine suchende alte Dame auf dem Friedhof wird recht unmanierlich kommentiert: „Erst rauskrabbeln und dann nicht zurückfinden.“
Erotische Tanzeinlagen und Interpretationen von Hits wie Mike Krügers „Seit ich hier wohne“ und Roland Kaisers „Warum hast du nicht Nein gesagt“ machen die Entgleisungen wieder wett und lassen die Fans begeistert mit einstimmen. „Hier kommt die schrillste Nacht des Jahres“ heißt es auf dem Programmheft und aus dem Off verspricht eine Stimme zu Beginn der Show das neunte Weltwunder. Aber Übertreibungen provozieren ja gewöhnlich und das beherrschen die mit viel Make-up und schrägen Kostümierungen ausgestatteten Männer hervorragend.
Ihre Artgenossen im Publikum hatten es an diesem Abend allerdings nicht so einfach. Sie mussten allerhand schlucken und sich auf der Bühne von der „Bösen Muschi“ erniedrigen lassen. Aber viele Frauen seien ja sowieso lieber allein gekommen, um einen schönen Abend zu haben, hieß es. Verstanden hätten die Männer die Anspielungen sowieso nicht, denn Mann und Gehirn, das passe nicht zusammen. Mit zotigen Humor und dem derben Programm brachte die Truppe den Saal dennoch immer wieder zum Toben.
Von Cornelia Felsch