Es ist wie eine Reise, ohne vor die Tür zu gehen: In einem großen Kreis haben sich die Schüler der Klasse 5b der Wittstocker Waldring-Grundschule um Referentin Susana Fernandez gesetzt. In der Mitte steht ein Tisch mit Requisiten, die den Regenwald darstellen. Auf einen Fingerzeig von Susana Fernandez hin lesen die Kinder einzeln kurze Passagen einer Geschichte, die im südamerikanischen Peru nicht ungewöhnlich ist, aber für deutsche Kinder exotisch klingt. Es geht um eine Familie, die lange im Regenwald gewohnt hat, dann aber in die Hauptstadt Lima zieht. Mit kleinen Figuren und Ähnlichem stellen die Kinder die Geschichte in dem nachempfundenen Regenwald Stück für Stück nach. So wird das Ganze auch plastisch erlebbar – buchstäblich zum Anfassen.
Susana Fernandez hat aber auch viele kleine Instrumente aus ihrem Heimatland mitgebracht, viele kleine Rasseln und Klappern, so dass das Klassenzimmer für einen Moment auch akustisch eine peruanische Atmosphäre versprüht. Wer von den Kindern mochte, konnte sich auch in landestypische Kleidung hüllen. Das Ganze war ein Projekt der Brandenburger entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (Brebit) mit dem Titel „Gutes Leben für alle“. „Dabei geht es darum, herauszufinden, was nötig ist, um das Recht auf ein gutes Leben verwirklichen zu können“, sagt Adina Hammoud, Koordinatorin der Brebit, die den Gastaufenthalt von Susana Fernandez in Wittstock begleitete. Die Kinder sollen verstehen lernen, wie Armut, aber auch Reichtum entstehen und herausfinden, ob beides auch zusammenhängt. Denn durch das Abholzen des Regenwaldes für die Möbelproduktion verlören viele Menschen ihre Lebensgrundlage und zögen deshalb in die Hauptstadt, um dort ihr Glück zu suchen. Lima habe neun Millionen Einwohner, ganz Peru nur 28 Millionen. Das zeige, wie stark es die Menschen dorthin zieht, sagte Susana Fernandez den Kindern.
Der kleine „Ausflug“ nach Peru war aber nur eine weitere von mehreren Stationen, die die Kinder an der Waldring-Grundschule in den vergangenen Wochen und Monaten gedanklich mit in fremde Länder nahm. Auch Bali, Afrika, Indonesien oder Bolivien wurde ihnen bereits in ähnlicher Form näher gebracht. Ermöglicht hat das Ganze die Schulsozialarbeiterin Hille Heinecke, die die entsprechenden Kontakte herstellte.
Von Björn Wagener