Beim Neuruppiner Bootsverleih „Boat City“ ist in den vergangenen Tagen fleißig gewerkelt worden, damit heute ab 9 Uhr alles bereit steht. Die Mitarbeiter um Geschäftsführer Christian Halbeck läuten dann die mittlerweile sechste Saison des Betriebs am Sonnenufer ein. Zuwachs hat die Flotte im Winter in Form eines 50-PS-starken-Motorbootes bekommen, das an Inhaber eines Bootsführerscheins verliehen wird. „Unser Steckenpferd sind aber führerscheinfreie Motorboote“, erklärt Halbeck. Die sind mit bis zu acht Pferdestärken deutlich schwächer auf der Brust, aber nach einer kurzen Einweisung durch den Hafenmeister für jedermann zu navigieren. „Manche finden es einfacher als ein Auto zu steuern, andere schwieriger“, sagt Halbeck. Das Wassersportrevier des Ruppiner Seenlandes biete vergleichsweise viel Platz, wodurch Einsteiger es leichter hätten.
Einzugsgebiet von rund 150 Kilometern
Ein Einzugsgebiet von rund 150 Kilometern hat Christian Halbeck bei den Kunden ausgemacht. Aus Berlin kämen die Wassersportenthusiasten und aus Hamburg. „Viele von ihnen sind ,Ersttäter’“, sagt Halbeck. Die Neuruppiner hingegen seien bislang eher zögerlich. Halbeck hofft, dass sie vielleicht durch die Neueröffnung des Restaurants „Stella Marina“ stärker als bisher ans Sonnenufer gelockt werden. „Andere haben Berge, wir haben unsere Seen, von denen wir zehren können“, sagt Halbeck.
Auch beim Boots- und Fahrradverleih „Rhinpaddel“ gibt es in dieser Saison eine neue Möglichkeit, die Wasserflächen der Region zu erkunden. Am Anleger Neuruppin machen künftig zwei Flöße fest. Wenn alles gut geht, sind die Gefährte zum Hafenfest einsatzfähig, sagt Christa Glaser von Rhinpaddel und berichtet: „Wir hatten schon im vergangenen Jahr mehrere Anfragen dafür.“ Die Flöße stellt nun die Firma Tom Sawyer aus Mecklenburg bereit, über die auch die Buchungen laufen. „Kurzentschlossene Gäste können aber auch direkt bei uns ein Floß mieten, wenn noch eines frei ist“, sagt Glaser. In der Feldberger Seenlandschaft gäbe es für die Holzgefährte bereits viele Stammkunden. Sie seien froh, „dass sie endlich mal ein anderes Gebiet erkunden können“, sagt Glaser.
Tourismusverband Ruppiner Seenland sieht steigende Floß-Nachfrage
Peter Krause, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ruppiner Seenland, sieht seit vier bis fünf Jahren eine steigende Nachfrage nach Flößen. „Der Floßtourismus richtet sich vor allem an jüngere Leute“, sagt Krause. Für sie sei der geringere Komfort gegenüber Motor- beziehungsweise Hausbooten kein Manko. Dass sich deshalb neue Verleihe ansiedeln werden, glaubt er jedoch nicht. Vielmehr würden die bestehenden Betriebe ihre Kapazitäten erweitern und ihre Flotten modernisieren.
Christian Halbeck sieht in anderen Bootsverleihen keine Konkurrenz, sondern Mitbewerber. „Wichtig ist, dass man die Region gemeinschaftlich vermarktet. Jeder Verleih macht Werbung für den See und spezialisiert sich ja ein Stück weit. Umso mehr Bootsverleihe es gibt, umso mehr Gäste kommen in die Region“, sagt Halbeck.
Wassertourismus ist der Türöffner der Region
Das sieht auch Peter Krause so. „Der Wassertourismus ist für uns der Türöffner für die Region“, sagt er. Einen Tipp hat Krause für Ausflugswillige auch noch parat: „Ich habe mal eine Mondscheinfahrt auf den Lindower Seen gemacht – die ist mir gut in Erinnerung geblieben.“ Auch die nicht so stark befahrenen Abschnitte wie beispielsweise am Kagarbach seinen toll zu befahren.
Von Mischa Karth