Sie hat noch keine zwei Monate ihre Räumlichkeiten in einem ehemaligen Hostel im Wittstocker B3-Center und doch war es Mitarbeitern und Bewohnern wichtig, so früh wie möglich die Erstaufnahmestelle für jugendliche Flüchtlinge des Landkreises Ostprignitz-Ruppin der Öffentlichkeit vorzustellen. „In Gesprächen mit Wittstockern haben wir gemerkt, dass einige doch noch Berührungsängste haben“, erklärte Sebastian Schmiedl vom Berliner Sozialdienstleister Navitas, der als Träger der Unterkunft fungiert. Eben diese sollten am „Tag der offenen Tür“ am Sonntag abgebaut werden.
Dazu waren auch ehemalige jugendliche Flüchtlinge gekommen, die nach ihrem Aufenthalt in der Erstaufnahmestelle nun in andere Unterkünfte überall im Landkreis verteilt worden sind. Für sie und für die Besucher gab es neben Gesprächen auch leckeres Essen und kulturelle Einlagen der Jugendlichen. Höhepunkt der Veranstaltung war das am Nachmittag folgende Fußallturnier auf dem gegenüberliegenden Sportplatz. Dabei standen sich fünf Mannschaften aus Wittstock, Rheinsberg, Heiligengrabe und Neuruppin gegenüber.
Auch Jugendliche des Wittstocker Jugendclubs hatten sich kurzerhand zu einer Mannschaft zusammengefunden. Sie spielten als „Reisegruppe“ auch gegen die zum Großteil aus Afghanistan stammenden Jugendlichen der Mannschaften Stadtwerke Neuruppin 1 und 2. „Über Sport versteht man sich auch ohne Sprachkenntnisse“, sagte der 16-jährige Sven Lippke vom Jugendclub.
Kräftig wurden sie dabei auch von Shams Ullah angefeuert. Der 16-Jährige lebte bis vor kurzem in Wittstock, jetzt in Rheinsberg, wie er im MAZ-Gespräch berichtete. In Wittstock habe es ihm sehr gut gefallen und er freute sich, seine alten Freunde und Betreuer mal wiedertreffen zu dürfen.
Dass man im Wittstocker B3-Center eine gute Unterkunft gefunden hat, bestätigte Kreisjugendamtsleiter Andreas Liedtke. „In Wittstock ist die Versuchung, Alkohol oder Drogen zu verfallen, nicht so hoch wie in der Großstadt“, sagt er. Auch Sebastian Schmiedl stimmte zu, dass die acht Nativas-Mitarbeiter sowie engagierte Mitbürger den Jugendlichen viel Freizeitmöglichkeiten und Unterstützung bei der Eingliederung in Deutschland bieten. „Vom Sprachkurs bis zur Kochgruppe gibt es bei uns alles“, so Schmiedl.
Auch wenn einige Anwesende ihre Enttäuschung darüber äußerten, dass relativ wenige Wittstocker am Sonntag zur Veranstaltung gekommen waren, sah Nativas-Geschäftsführer Candan Ögütçü den Tag als Erfolg. Denn so gelinge Akzeptanz untereinander am besten. Und er sah durchaus Fortsetzungspotenzial: „Zum Feiern gibt es immer Anlässe, die nächsten vielleicht im Sommer.“
Von Christian Bark