Vor einem Edeka-Supermarkt in der Werner-Seelenbinder-Straße in Brandenburg an der Havel haben sich am Freitagmorgen dramatische Szenen abgespielt. Kurz vor 9 Uhr sind dort ein Mann und eine Frau in Streit geraten. Dabei trat der 32-jährige Mann zunächst heftig auf die Frau ein. Dann zückte der laut Zeugenaussagen große und kräftig gebaute Rumäne ein Messer und stach mehrfach auf seine Landsfrau ein. Sie erlitt durch die Einstiche Verletzungen im Brust- und Kopfbereich.
Diese waren so schwer, dass die hinzu gerufenen Rettungskräfte nur noch den Tod der jungen Frau feststellen konnten. Der Polizei gelang es indes, den Rumänen festzusetzen. Er leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand und sitzt nun in Untersuchungshaft.
Angriff mit 30-Zentimeter-Klinge
Wutentbrannt hatte der Mann laut Zeugenaussagen um kurz vor 9 Uhr das Opfer auf dem Vorplatz des Marktes aufgesucht, zunächst angeschrien und dann mit heftigen Tritten traktiert. "Ich hörte die Schreie der Frau und lief in Richtung des Eingangs zum Markt. Dort lag sie dann schon blutüberströmt auf der Treppe", sagte der unmittelbare Tatzeuge Heiko Sommer, der als Erster die Polizei informierte. Der Täter hatte sich da vorläufig von der Frau abgewendet. Er sei dann aber noch minutenlang wild gestikulierend und schreiend mit der Tatwaffe, einer 30-Zentimeter-Klinge, über den Platz gelaufen. Noch mehrmals sei der Mann zum Opfer zurückgekehrt und habe auf die bereits am Boden liegende Frau eingestochen. "Das war eine regelrechte Hinrichtung", sagte Sommer sichtlich angeschlagen der MAZ. Er kannte das Opfer.
Bei seiner Tat soll der Rumäne überdies permanent das Handy am Ohr gehabt und in fremder Sprache ins Telefon gebrüllt haben. Mit wem der Mann zum Tatzeitpunkt telefonierte, ist nicht bekannt. Nachdem er endgültig von seinem Opfer gelassen hatte, richtete der Täter die Tatwaffe auf sich selbst. Bis zum Eintreffen der Polizei versuchten zwei Arbeiter einer angrenzenden Baustelle, dem Täter mithilfe eines Spatens beizukommen. Das gelang ihnen nicht. Erst als die inzwischen eingetroffenen Beamten ihre Dienstwaffen auf ihn richteten, gab der Mann schließlich auf.
Wohl eine Beziehungstat
Nach MAZ-Informationen soll es sich bei der Tragödie um eine Beziehungstat handeln. Mehrere Zeugen berichteten übereinstimmend, dass die junge Frau am Tatort mehrmals wöchentlich die Obdachlosenzeitung "Straßenfeger" verkauft hatte. Der Täter habe ihr demnach einst zu der Aufgabe verholfen, er selbst hatte die Zeitung ebenfalls zeitweise vor dem Supermarkt unter die Leute gebracht. Zudem sollen die beiden eine Zeitlang eine Beziehung geführt haben. Zum Verhängnis wurde der jungen Frau nun offenbar, dass sie ihrem Landsmann entsagte und eine neue Liebschaft begann.
Der vor allem von älteren Menschen bewohnte Stadtteil Nord stand am Freitag kollektiv unter Schock. "Sie war so lieb und immer freundlich", sagte Ingrid Fischer über die zierliche Frau Mitte 20. Die Anwohnerin geht regelmäßig in dem Supermarkt einkaufen und kam von Zeit zu Zeit mit der Rumänin ins Gespräch, wenn sie ihr einen "Straßenfeger" abkaufte. "Dass sie jetzt tot ist, kann man gar nicht fassen."
Das Opfer soll Mutter zweier kleiner Kinder gewesen sein. Noch am Freitagvormittag übernahm die Mordkommission der Polizei die weiteren Ermittlungen.
Von Philip Rißling