Eine zwei Meter große Holzskulptur steht vor dem Haus von Christian Skambraks in Niedergörsdorf bei Jüterbog. Bären sind dort in den Baumstamm geschnitzt und ein Bienenstock, den sie plündern. Die Szene, die ihm ein befreundeter Bildhauer anfertigte, wurde in der vergangenen Woche zur unerfreulichen Realität für den Berufsimker. 27 Bienenvölker wurden zwischen Dienstag und Freitag vergangener Woche von einem Feld bei Elsholz gestohlen. Dass es Bären waren, glaubt Skambraks allerdings nicht.
Mehr als 300 000 Bienen gestohlen
Menschen müssen es gewesen sein, zumindest darin ist sich der Berufsimker sicher. Vermutlich mit einem Auto samt Anhänger oder einem Transporter haben sie die Kisten, in denen die Völker leben, mitgehen lassen. Mehr als 300 000 Bienen befanden sich insgesamt darin.
Die Kisten mit den Waben standen frei auf einem Acker der Agrar GbR Wittbrietzen, die die Fläche landwirtschaftlich nutzt. Die Zusammenarbeit mit den Landwirten funktioniere sehr gut, sagt der Imker. 37 weitere Völker ließen der oder die Diebe auf dem Acker zurück, „wahrscheinlich weil sie nicht mehr wegbekommen haben“, vermutet Christian Skambraks.
Der gebürtige Treuenbrietzener hat sein Hobby, die Imkerei, vor zwei Jahren zum Beruf gemacht. Knapp zehn Jahre zuvor begegnete ihm im eigenen Obstgarten der entscheidende Bienenschwarm, der dort in einer Baumhöhle Quartier bezog. „Darüber haben wir uns nicht erschrocken, sondern gefreut“, sagt der Familienvater.
Christian Skambraks hat sich anschließend sein Wissen über die Bienen selbst angelesen und Tipps von Kollegen aus dem Jüterboger Imkerverein, in dem er noch immer Mitglied ist, bekommen. Inzwischen ist er hauptberuflich als Imker angestellt und zuständig für mehrere Hundert Bienenvölker.
Diebstahl bei Routinebesuch festgestellt
Flächen in ganz Deutschland benutzt die Imkerei und Bienenzucht für die Skambraks tätig ist, um ihre Bienen auszubringen. Der Berufsimker fährt von Wittenberg über Jüterbog bis nach Jessen und Beelitz regelmäßig alle Stellen ab, um nach dem Rechten zu sehen. Maximal zehn Tage vergehen zwischen zwei Kontrollbesuchen. „Insgesamt 64 Bienenvölker standen bis letzte Woche in Elsholz“, sagt Skambraks über den Diebstahl, den er am Freitag bemerkte. Eigentlich wollte er nur nachsehen, ob die geflügelten Insekten genug Futter haben.
Stattdessen folgte ein Anruf bei der Polizei und die Ausschreibung einer Belohnung von bis zu 1000 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung des Diebes oder zur Wiederbeschaffung der Bienenvölker führen. Immerhin ist der Verlust für den Berufsimker Skambraks noch weitaus höher als der auf 8000 Euro geschätzte materielle Schaden. Ihm entgeht nicht nur der Honig, etwa 50 bis 60 Kilogramm pro Volk. Auch die Jungvölker, die der Imker daraus gezüchtet hätte, fehlen nun – insgesamt ein Schaden, der sich wohl deutlich in seinem Portemonnaie wiederschlagen wird, sagt Skambraks.
Er hält es zwar für unwahrscheinlich, dass der oder die Täter gefasst werden, hat aber eine Vermutung, wer es gewesen sein könnte. Denn Diebstähle von Bienenvölkern seien unter Hobbyimkern nichts Seltenes, erklärt Skambraks. Bis zu 15 Prozent der Völker sterben im Winter durchschnittlich durch Schädlinge und den Klimawandel.
In diesem Jahr meldete der Landesverband Brandenburgischer Imker allerdings einen Verlust von mehr als 40 Prozent der über 20 000 Bienenvölker der mehr als 2500 Imker in der Mark. Die meisten von ihnen betreiben die Imkerei nur als Hobby oder im Nebenerwerb und halten sich nur wenige Völker. Die Menge von 27 geklauten Bienenvölkern lasse deshalb auf einen relativ großen Hobbyimker schließen, vermutet Skambraks. Außerdem müsse der Dieb ortskundig gewesen sein, um den Standort zu kennen.
Große Blechdeckel sind auffällig
Er hofft nun, dass jemand etwas von dem Diebstahl mitbekommen oder die gestohlenen Kisten seitdem gesehen hat. Charakteristisch wäre die Aufstellung zu vier Völkern unter einer Haube, sofern die Aufstellungsart beibehalten wurde. „Auffällig sind vor allem die großen Blechdeckel, die wir extra anfertigen lassen“, sagt er. Sie seien in der Region nur bei einem weiteren Imker zu finden. Zu ihm bestehe ein gutes Verhältnis, sagt Skambraks.
Hinweise können Sie telefonisch an Christian Skambraks unter 0173/7124956 richten.
Von Victoria Barnack