Der selbst gebackene „Frankfurter Kranz“ von Gisela Kraft ist bei Freunden und Verwandten gleichermaßen beliebt. „Vielleicht liegt es daran, dass ich die doppelte Menge Mandeln nehme“, glaubt die Golzowerin. Kein Wunder also, dass es den Kuchen auch diesmal geben wird, wenn Gisela und Herbert Kraft ihren 60. Hochzeitstag feiern. Am 17. August 1957 haben sich die beiden das Ja-Wort gegeben. Groß gefeiert wird allerdings erst im September – zusammen mit dem Sohnemann, der in Kleinmachnow wohnt und dann 60 Jahre alt wird.
Als junge Menschen waren die Krafts gern auf dem Tanzboden unterwegs, erzählen sie. Dabei lernten sie sich schließlich auch kennen – und lieben. „Das war bei Rügens“, erinnert sich Gisela Kraft. „’Ganz Paris träumt von der Liebe’ wurde gespielt.“ Und die damals 18-jährige Gisela hat nicht nur von der Liebe geträumt, sondern sie auch gefunden.
Reisen bis nach Mittelasien
Gisela Kraft ist eine geborene Pernitzerin – darauf legt sie wert. „Ich bin nicht Golzowerin“, lacht die zierliche, nur dezent geschminkte, blonde Frau, die bald ihren 79. Geburtstag feiern wird. Sie war lange Jahre in der Bürgermeisterei von Golzow tätig, später bei der Gemeinde Kloster Lehnin als Sachbearbeiterin und ging 1999 in den Ruhestand.
Ihr ein Jahr älterer Mann stammt aus Neu Tomischel, einer polnischen Kreisstadt in der Woiwodschaft Großpolen. Als Flüchtling kam er zuerst samt Familie nach Rädel. Später, als sein Vater einen Hof in Golzow pachten konnte, siedelte die Familie 1953 um. Herbert Kraft war bei der Melioration und später auf dem Bau tätig. Danach hat er als Antennenbauer und Radiomechaniker in Golzow gearbeitet, bevor er als Schulhausmeister an die Golzower Schule kam – an der er bis zur Rente blieb.
Das Paar war immer gern auf Reisen. Ihr Weg führte sie noch vor der Wende nach Mittelasien. Frunse, Taschkent und Samarkand waren ihre Ziele. „Im Flugzeug zwischen den Republiken ging es manchmal zu wie mit Ziegen und Schafen, das war ein richtiges Abenteuer“, erinnert sich Gisela Kraft. Aber auch ein Badeurlaub in Sotschi war drin. Sonst steuerte die Familie einmal im Jahr die Ostsee an. Nach der Wende ging es nach Mallorca aber auch Griechenland und Tunesien. „Das ist nun vorbei“, sagt Gisela Kraft.
Gisela Kraft: „Die Ehe ist wie das Wetter“
Herbert Kraft war außerdem ein begnadeter Fußballer, spielte bei Turbine Golzow. Er ist heute noch Fan und verfolgt die Spiele am Fernseher. „Noch vor ein paar Jahren war ich regelmäßig bei Turbine Potsdam zum Frauenfußball“, sagt der Jubilar.
Sonst heißt es für ihn Rasen mähen und Garten pflegen, während seine Frau gern backt und kocht. Fisch und Ente gehören zu ihren Spezialitäten. Gefragt nach einem Geheimrezept für eine so lange bestehende Ehe sagt Gisela Kraft lächelnd: „Die Ehe ist wie das Wetter: Regen und Sturm – und dann wieder Sonnenschein.“ Ihr Mann schaut sie liebevoll an und nickt.
Von Andreas Koska