Im Fall des zweifachen mutmaßlichen Kindsmörders Silvio S. (32) hat die Polizei zwei Grundstücke im Kreis Potsdam-Mittelmark durchsucht. Beamte gruben ein abgelegenes Gartengrundstück in Treuenbrietzen um. Außerdem nahmen sie ein Stück Gartenland in der Gemeinde Seddiner See unter die Lupe. Beide Örtlichkeiten liegen an der Bundesstraße 2.
Anklage gegen Silvio S. steht kurz bevor
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Mohamed (4) aus Berlin und Elias (6) aus Potsdam könnte schon in wenigen Monaten beginnen. „Ich rechne mit einer Anklage im Frühjahr“, sagte der Potsdamer Rechtsanwalt Mathias Noll der Deutschen Presse-Agentur. Der 32-jähriger Silvio S. aus Kaltenborn (Teltow-Fläming) hatte Ende Oktober beide Morde gestanden.
Der 32-Jährige wird von einem Gutachter auf seine Schuldfähigkeit untersucht. Das Ergebnis liege aber noch nicht vor, sagte Noll. „Mein Mandant hat keine weiteren Aussagen gemacht“, betonte der Anwalt. Der 32-Jährige hatte den Ermittlern nach seiner Festnahme erklärt, er habe Mohamed missbraucht und mit einem Gürtel erdrosselt. Zu dem Mord an Elias machte er keine Angaben. Der mutmaßliche Mörder sitzt weiter zum Schutz vor Gewalt von Mitgefangenen in einer Einzelzelle in Brandenburg/Havel in Haft.
Silvio S. hatte im vergangenen Jahr die Tötung von Elias (6) aus Potsdam und des Flüchtlingskinds Mohamed (4) aus Berlin gestanden. Die Ermittler prüfen auch, ob es Verbindnungen zu ungeklärten Vermisstenfällen gibt. Untersucht wird dabei auch das Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt. Von dem Mädchen fehlt seit vorigem Jahr jede Spur. Wie die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigte, fanden die Durchsuchungen vor Weihnachten statt.
Löcher in den Boden gebohrt
In Treuenbrietzen waren Kriminalisten in weißen Schutzanzügen auf dem Grundstück an einem Weg rechts der Burgwallstraße im Einsatz. Sie hatten Spürhunde dabei. Das Areal liegt am Rande der Altstadt. In Seddiner See war ebenfalls ein verlassenes Erholungsgrundstück nahe der Heimvolkshochschule Ziel eines Suchtrupps. Anderthalb Tage waren dort Spezialisten mit Suchstangen unterwegs.
Laut Staatsanwaltschaft bohrten sie Löcher in den Boden, „damit Geruchsmoleküle nachgewiesen werden können“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Sarah Kress. In beiden Fällen sei die Suche jedoch ergebnislos verlaufen. Das Gelände in Seddiner See soll nach MAZ-Informationen von der Familie von Silvio S. bewirtschaftet worden sein. „Konkretere Angaben zum Hintergrund können wir nicht machen, da es sich auch um Täterwissen handeln könnte“, sagte die Behördensprecherin.
Schutzmaßnahmen für Silvio
Silvio S. sitzt derzeit in Untersuchungshaft in Brandenburg an der Havel. Dort nimmt er, wie das Justizministerium am Mittwoch bestätigte, mittlerweile an „Sport- und Freizeitmaßnahmen mit ausgesuchten Gefangenen teil“. Wegen Suizidgefahr und der Gefährdung durch Mitgefangene wurde der Untersuchungshäftling zunächst unter besondere Aufsicht gestellt. Diese Vorsichtsmaßnahmen werden nun laut Justizministerium teilweise gelockert, weil sich Silvio S.’ Zustand stabilisiere. In der Berliner U-Haft war der mutmaßliche Kindsmörder beim Hofgang angefallen und verletzt worden.
Unklar bleibt somit, ob Silvio S. das Treuenbrietzener Grundstück tatsächlich gepachtet hatte und welche Spur nach Treuenbrietzen führte. Nachdem der 32-Jährige im Oktober vorigen Jahres nach seiner Festnahme gestanden hatte, die Jungen entführt, missbraucht und ermordet zu haben, fanden die Ermittler die Leiche des kleinen Elias vergraben in einer Kleingartenparzelle in Luckenwalde (Teltow-Fläming). Der tote Flüchtlingsjunge Mohamed war, überdeckt mit Katzenstreu, in einer Wanne auf dem Dachboden des Elternhauses von Silvio S. in Kaltenborn entdeckt worden.
Von Thomas Wachs