Dreieinhalb Wochen bevor die Krankenhauskonferenz des Landes Brandenburg wohl endgültig über die Zukunft der Entbindungsstation in der Kur- und Kreisstadt entscheidet, sind die Beteiligten im Gespräch. Gabriele Wolter hat es in Gang gebracht. Denn die Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums Brandenburg/Havel hat das Konzept zur Weiterführung der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe in Bad Belzig durch eine so genannte Personalgestellung in Verantwortung ihres Hauses unterbreitet und beim Fachministerium eingereicht.
Wie vor Wochen vom in Bad Belzig lebenden Fachmann Peter Ledwon angeregt, soll mit einer – nun von seiner Chefin bestätigten – Arbeitnehmerüberlassung die medizinische Versorgungssicherheit für Schwangere und Neugeborene im Hohen Fläming sicher gestellt werden. „Eine Übernahme der Versorgung am Standort des Ernst-von-Bergmann-Klinikums (EvB) in Bad Belzig ist ... bei einem aktuellen und nachhaltigen Widerstand der dortigen Geschäftsführung nicht möglich, da in der Umsetzung umfangreiche Kooperationen bezüglich infrastruktureller Leistungen mit dem Haus notwendig wären“, erklärt Gabriele Wolter viel sagend ihren Vorschlag.
Ein Bad Belziger Kreißsaal wäre medizinisch und strukturell sinnvoll
Entkräftet wäre freilich das Argument, mit dem ihr Kollege Steffen Grebner vom Ernst-von-Bergmann-Klinikum die Rückgabe des Versorgungsauftrages an Ministerin Diana Golze (Die Linke) begründet hatte. 2014 waren lediglich 185 Kinder im hiesigen Kreißsaal geboren worden. Unter anderem wegen der geringen Fallzahlen finde sich kein Personal, mit dem die Station zu erhalten sei, hatte der Klinikchef gesagt. Die seit Schließung des Standortes Bad Belzig am 1. April gesammelten Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass es medizinisch und strukturell sinnvoll wäre, dort eine geburtshilfliche Einrichtung der Versorgungsstufe IV einzurichten, hält Gabriele Wolter dagegen.
Ernst-von-Bergmann-Klinikum stellt Seriosität in Frage
Während das Ministerium bisher lediglich die Kenntnis der Offerte und laufende Gespräche bestätigt, stellt das Ernst-von-Bergmann-Klinikum einmal mehr die Seriosität des Angebotes in Frage. Das Papier umfasse lediglich einen Ansatz zur Gestellung der ärztlichen Versorgung der Gynäkologie und Geburtshilfe, jedoch ohne dass erkennbar sei, in welchem verlässlichen Rahmen die Mitarbeiter nachhaltig zur Verfügung stehen, heißt es auf MAZ-Anfrage.
„Die aufgeführten Mitarbeiter versorgen sowohl im Klinikum als auch in Ambulanzen in Brandenburg/Havel Patientinnen und sollen nun zusätzlich eine weitere Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Bad Belzig langfristig mitbetreiben. Es ist nicht definiert, wie dieser Personaleinsatz sicher und im Einklang mit Arbeitszeitgesetzen umsetzbar sein soll“, analysiert Hubertus Wenisch. Der medizinische EvB-Geschäftsführer zweifelt wie der Chefarzt der EvB-Kinder-Fachklinik, Michael Radke, auch an der hinreichenden neonatologischen Versorgung und der Bereitschaft der Hebammen, an dem System mitzuwirken.
Immerhin sollen die vorige Woche krankheitsbedingt abgesagten Gespräche zur Klärung offener Fragen in Kürze stattfinden.
Von René Gaffron