Das evangelische Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin hat einen Teil seiner bislang unbekannten NS-Geschichte aufgearbeitet. Hintergrund sei ein Aktenfund aus den Jahren 1921 bis 1941 gewesen, der darauf hingedeutet habe, dass dem Diakonissenhaus im Rahmen der Jugendfürsorge anvertraute junge Frauen und Mädchen unter Mitwirkung des Hauses zwangssterilisiert wurden und damit Opfer der nationalsozialistischen Erbgesundheitspolitik geworden sind, teilte der evangelische Sozialträger am Dienstag in Teltow mit.
Vorstellung am 28. November
Die Forschungsergebnisse dazu sollen am 28. November in Teltow vorgestellt werden. Der Aktenfund sei „in mehrfacher Hinsicht sehr bedrückend“ gewesen und habe das Bild von der Geschichte des Hauses verändert, hieß es. Bis dahin sei man davon ausgegangen, „dass es den das Haus Leitenden in der Zeit des Nationalsozialismus gelungen sei, die Einrichtungen an den Bedrohungen des NS-Staates mit diplomatischem Geschick und wachem Verstand vorbeizusteuern“.
Die Akten gäben auch Einblicke in die Schicksale junger Frauen und Mädchen, die dem Haus anvertraut und dessen Schutzbefohlene gewesen seien, hieß es weiter: „Ihnen, denen Fürsorge und Förderung zuteil werden sollte, ist in Wirklichkeit Schaden an Leib und Seele zugefügt worden.“ Das Diakonissenhaus habe sich deshalb entschieden, „dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des Hauses gründlich aufzuarbeiten und in das kollektive Gedächtnis zu integrieren“.
Von MAZonline