Die Hunde hatten eine weitaus beschwingtere Gangart als ihre Herrchen, als die Reise vom Museumsdorfs Düppel im Berliner Stadtteil Zehlendorf auf dem Klostergelände in Lehnin am Sonntagnachmittag zu Ende ging. Paula, Kaja und Lotte konnten sich während der knapp 60 Kilometer langen Wanderung, die an nur zwei Tagen zurückgelegt wurde, auch auf ihre gewohnten vier Pfoten verlassen. Tom Lüdicke und Falko Dettke trugen hingegen für das echte Mittelaltergefühl historische Wendeschuhe, die den ungeübten Wanderern einige Blasen an den Füßen bescherten.
„Wir haben uns vorgenommen, so tief in die Geschichte einzutauchen wie es geht“, erklärte Lüdicke. Zusammen mit Dettke hatte er die Idee einen Honigtopf symbolisch von Düppel nach Lehnin zu tragen. „Düppel gehörte einmal zum Lehniner Zisterzienserkloster und die Bewohner waren den Mönchen abgabepflichtig“, erklärte Lüdicke. Diesen Weg, entlang der alten Potsdamer Landstraße wollten sie nachvollziehen und am Ende wartete der ehemalige Stiftspfarrer Werner Nicklaus in Lehnin auf sie und belohnte die Honigabgabe mit einem Glas Wein.
Zur historischen Genauigkeit gehörten nicht nur die gewöhnungsbedürftigen Schuhe, sondern auch die Kleidung, die in Handarbeit gewebt, gefärbt und genäht wurde und bei den Leuten, denen sie auf dem Weg begegneten, Erstaunen auslöste. „Wo es möglich war, haben wir aber die Zivilisation hinter uns gelassen und sind abseits der asphaltierten Straßen gewandert“, erklärte Lüdicke.
„Vor allem das Erleben der Natur war einmalig, denn wann steht man schon Mal fast Auge in Auge mit einem neugierigen Damhirsch“, erklärte Dettke begeistert. Zum Naturerlebnis gehörte aber auch die kalte Nacht, die sie am Ufer des Großen Lienewitzsees verbrachten. „Wir sind erst in der Dunkelheit dort angekommen, aber das Sitzen am Lagerfeuer und der Sonnenaufgang haben das Zittern in der Nacht unter einer dünnen Wolldecke doch aufgewogen“, erklärte Lüdicke.
Die Wanderung von Düppel nach Lehnin soll eine jährliche Tradition werden. Die Premiere wird von Dettke und Lüdicke in einem Bericht verarbeitet werden. „Das Museumsdorf soll das Mittelalter nacherlebbar für die Besucher machen, denn dort werden unter anderem alte Handwerke und die mittelalterliche Landwirtschaft praktisch gezeigt und wir haben mit unserer Wanderung einen Beitrag zur Archäologie geleistet“, erklärte Lüdicke.
Von Christine Lummert