Nach dem Großbrand Mitte Mai in der Altstädtischen Fischerstraße war die Hilfe für die betroffenen vier Familien noch etwas schleppend angelaufen und beschränkte sich auf die Nachbarschaft. Doch mittlerweile können die Betroffenen etwas hoffnungsvoller in die Zukunft schauen.
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Auch dank solcher Initiativen wie sie der Unternehmer Panajotis Zatlidis jetzt gestartet hat: „Ich weiß, wie mühsam es ist, in der Altstadt denkmalgerecht zu bauen. Auch sind die Baustoffe recht teuer. Wenn man einen neuen Ziegelstein kauft, kostet dieser 20 Cent, ein historischer schon mal 90 oder 95 Cent.“ Deshalb hat er angeboten, alte Steine oder Balken abzuholen und einzulagern, bis sie für den Wiederaufbau verwendet werden können. Die ersten paar Hundert Steine hat er schon, als Gerüstbauer kommt er auf viele Baustellen. „Aber es gibt auch Fälle, wo einer seine alte Scheune oder Mauer abreißt. Bevor derjenige die Steine wegwirft, hole ich sie lieber ab.“
Zatlidis hat schon geholfen, redet aber ungern darüber. So hat er beispielsweise die Notsicherungsdächer aufgestellt, nur einmalig für drei Monate pauschal die Miete genommen, er lässt sie aber stehen so lange wie sie gebraucht werden. Die von dem Brand betroffenen Menschen kannte er vor dem Brand nur vom Sehen, hatte bis dahin keine freundschaftliche Bande. „Als ich von dem Unglück erfahren habe, hat es mich wie ein Schlag getroffen, deshalb habe ich gemeinsam mit meiner Frau entschieden, dass wir helfen. Zumal sich anfangs auch nicht Behörden und Institutionen gleich geholfen haben.“ Er hat selbst ein Denkmalhaus saniert in einen Top-Zustand, für den er im vergangenen Jahr sogar einen Preis bekommen hat. Und er weiß, dass Versicherungen in der Regel nur den Preis bezahlen, der für ein Haus auf der Grünen Wiese aufzuwenden wäre, die denkmalgerechten Mehraufwendungen müssten wohl extra versichert werden – das macht aber kaum jemand.
Mit Jörg Lohmann beispielsweise verbindet Zatlidis jetzt eine Freundschaft. „Er hat natürlich ganz andere Möglichkeiten als wir. Allein die Option des Lagerns, was in der Altstädtischen Fischerstraße gar nicht möglich wäre, zumal wir das Baumaterial vielleicht erst in einem Jahr brauchen“, sagt Lohmann. Er selbst habe seinen Restbestand an uralten Biberschwanz-Ziegeln nun bei dem Unternehmer eingelagert.
Hilfe erfahren die Brandopfer auch von anderer Seite: Die Denkmalschutzbehörde hilft, auch wenn es bislang noch keine Genehmigungen zum Wiederaufbau gibt. Ebenso das Ordnungsamt oder der Bauhof, der unentgeltlich die Bauzäune um die Container aufgestellt hat. „Ich bekomme beim Einholen von Handwerkerangeboten plötzlich Preise aufgerufen, bei denen ich staune und denke, das sind aber Good-will-Angebote“, erzählt Lohmann. Noch nutzbare Möbel und Einrichtungsstücke kann er für längere Zeit beim Möbelhändler Naumann lagern.
Und wenn er sonnabends mit dem Hammer zur Ruine geht, um kaputte Putzreste abzuschlagen, stehen bis zu drei Nachbarn auf dem Grundstück – ebenfalls mit Hämmern, um zu helfen. „Das mögen im speziellen Einzelfall manchmal nur kleine Hilfen sein, aber sie sind ungemein wichtig und sie tun uns gut.“
Von André Wirsing