Die Einwohnerversammlung zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in der Sporthalle des Michendorfer Wolkenberg-Gymnasiums hat am Mittwochabend auch ungebetene Gäste angezogen. Während im Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ sachlich über die umstrittenen Pläne des Landkreises Potsdam-Mittelmark diskutiert wurde, verteilten im Ort Aktivisten der rechtsextremen Kleinstpartei „Der III. Weg“ Flugblätter im Ort. „Flugblätter fanden sich in einigen Briefkästen, an Laternenpfählen oder sie wurden unter Scheibenwischer gesteckt“, sagte Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Er bestätigte zudem, dass eine kleine Gruppe der Organisation, die ihre Wurzeln in Süddeutschland hat und im April auch in Werder aktiv war, an der Einwohnerversammlung teilnehmen wollte. Polizei und Ordnungsamt wies sie ab. „Ich habe von meinem Hausrecht Gebrauch gemacht“, sagte Mirbach. Er berief sich unter anderem auf die Hauptsatzung der Gemeinde, wonach Einwohnerversammlungen den Einwohnern vorbehalten sind. Deshalb fragten Mitarbeiter des Ordnungsamtes Besucher vor dem Eingang ins Gemeindezentrum, wo sie wohnen. „Hier ging es um eine Information von Betroffenen und nicht um eine allgemeine Flüchtlingsdebatte“, so Mirbach. Erweitert wurde der zugelassene Personenkreis um Eltern, die zwar nicht in der Gemeinde leben, aber deren Kinder ins Wolkenberg-Gymnasium gehen.
„Es ist zu keinerlei Ausschreitungen oder Beeinträchtigungen gekommen“, sagte der Bürgermeister. Die Polizei war als reine Vorsichtsmaßnahme vor Ort, so Potsdam-Mittelmarks Sozialdezernent Thomas Schulz. Er hatte in Michendorf betont, der Landkreis tue alles, damit die Sporthalle, die dem Kreis gehört, mit Beginn des neuen Schuljahres Ende August wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung steht. In der Turnhalle sollen vorübergehend 100 Asylsuchende eine Bleibe finden.
Zur Einwohnerversammlung kamen nach Polizeiangaben etwa 450 Menschen, im Saal fanden 250 Leute Platz. Die anderen standen an den Seitenflügeln, in den Eingängen oder verfolgten das Geschehen vom Innenhof des Gemeindezentrums aus. Michendorfs Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP) hatte im Saal in einem leidenschaftlichen Appell dazu aufgerufen, die Flüchtlinge im Ort gut aufzunehmen. Er sei selbst 1945 Flüchtling gewesen. „Die Leute haben viel mehr mitgemacht, als wir uns das vorstellen können“, sagte er.
Von Jens Steglich