Auch wenn derzeit keine Bagger auf der Baustelle des Teltower Hafens zu sehen sind – im Hintergrund wird fleißig gearbeitet, versicherte Projektsteuerer Dietmar Städter beim jüngsten Hafenausschuss am Dienstagabend. Da nach den Abrutschungen am Westufer des Hafenbeckens für die Sicherung der Böschung neue Genehmigungen fällig wurden, konnte nicht weitergearbeitet werden. Um Kosten zu sparen, wurden vorübergehend die Baumaschinen von der Baustelle abkommandiert.
In der ersten Woche nach Ostern sollen nun voraussichtlich die nötigen Unterlagen vorliegen, sagte Städter. Dann werden nicht nur die restlichen Aushubarbeiten fertig gestellt. Es soll auch mit der Sicherung des abgerutschten Westufers und mit der Errichtung des so genannten Travelliftes begonnen werden. Eine erneute Kostensteigerung ist dabei nicht zu erwarten, so der Projektsteuerer. Der Travellift und die Stabilisierung des Grundes sollen etwa 350 000 Euro kosten. Für den Kran, der zunächst eigentlich angedacht war, waren 390 000 Euro eingeplant.
Die Fertigstellung des Hafens wird sich durch Probleme wie dieses aber etwas verzögern: War bisher von Juni als Starttermin die Rede gewesen, so hat Städter nun den Termin auf September bis Anfang Oktober korrigiert. Die Radwegebrücke soll dann im November fertig sein. „Zur Inbetriebnahme sind das Hafenbecken, die Verkehrs- und Medienanbindung, sowie ein Hafenbüro und sanitäre Anlagen nötig“, erklärte Städter. Er räumte ein, dass das feste Gebäude bis zum Herbst sicher noch nicht fertig sein werde. Derzeit fehlt auch noch ein Investor für den Bau, der aus dem Budget herausgenommen wurde.
Ein Provisorium aus Containern soll in der Nähe des Travelliftes aufgestellt werden. Die dafür notwendigen Genehmigungen seien verhältnismäßig unkompliziert zu bekommen, versicherte Städter. „Vielleicht für fünf bis sechs Wochen, wenn wir uns alle Mühe geben. Durch die Modulbauweise fällt die bauphysikalische Prüfung weg, die Container sind schon geprüft.“
Für die Funktion des Hafenmeisters würde dann voraussichtlich eine vorübergehende Honorarlösung gefunden werden müssen, ergänzte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Sowohl der Bau des Gebäudes als auch der Betrieb des Hafens selbst und die Gastronomie wurden ausgeschrieben. Mit potenziellen Investoren und möglichen Betreibern führt die Stadt derzeit Gespräche.
Auch Berlin will eine Marina bauen
Erleichtert zeigte sich Projektsteuerer Städter darüber, dass sich neben der Firma Ludwig Freytag, die den Bodenaushub bewerkstelligt, und dem Unternehmen Otte-Mette-Wasserbau, das mit der Realisierung der Steganlage beauftragt wurde, auch wieder die Firma K+R mit im Boot befindet. Durch die Bereitschaft des Unternehmens, neue Angebote über die vereinbarten Leistungen zu stellen, die dann durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden sollen, müsste man nicht in eine neue europaweite Ausschreibung, betonte Städter. „Das hätte zeitlich sehr weh getan.“
„Weh tun“ könnte jedoch etwas anderes. Dies befürchtete zumindest Rolf Kasdorf (BIT). Er wies darauf hin, dass in Berlin aktuell ein Bebauungsplan für die Teltowwerft aufgelegt wird, laut dem bis spätestens 2025 auf einer insgesamt 2,5 Hektar großen Fläche Wohnbebauung mit einer großen Marina errichtet werden soll – nur wenige hundert Meter vom geplanten Teltower Hafen entfernt. Er gehe davon aus, dass es in Berlin mehr Liegeplätze für Boote geben werde als an der Marina und warf der Stadt vor, dass niemand „darüber gestolpert“ sei. Die Idee dafür existiere seit 2009.
Die Winterplätze in Teltow werden gebraucht
Kasdorf befürchtete, dass ein Großteil der Zehlendorfer Interessenten nicht mehr an einem Platz in Teltow interessiert sein könnte. „Das wird uns sehr treffen. Wurde das mit dem Nachbarbezirk abgestimmt?“ fragte er an. Sowohl Bürgermeister Schmidt als auch Ausschussmitglied Marc Bomhoff (SPD) betonten, dass sie mit positiven Synergien zwischen den beiden Projekten rechnen würden. Der Teltowkanal könne dadurch als Freizeitwasserstraße an Bedeutung nur noch gewinnen. Bomhoff kommentierte: „Schön, dass aufgezeigt wird, dass wir hier Vorreiter sind.“
Hans-Peter Goetz (FDP) verwies darüber hinaus auf ein Zusatzangebot der Teltower Marina: „Die können ihr Becken so groß machen, wie sie wollen – die Winterplätze, die wir anbieten, werden auf jeden Fall gebraucht. Ohne Ende.“
Ein Hafen für unterschiedlich große Boote
Das gesamte Hafenareal ist etwa 10 000 Quadratmeter groß. Die Marina Teltow ist der einzige Hafen am Teltowkanal auf Brandenburger Gebiet.
Das Hafenbecken ist etwa 4500 Quadratmeter groß.
In der Marina sollen einmal Boote mit unterschiedlichen Größen von sechs Metern bis zu 17 Metern Länge anlegen können.
Die Kapazität des Hafenbeckens soll insgesamt 39 Liegeplätze umfassen. Dabei sollen 20 Gastliegeplätze und 19 Dauerliegeplätze eingerichtet werden.
Die Stege sollen über Servicesäulen mit Licht sowie mit Wasser- und Stromversorgung verfügen.
Auf dem Gelände soll ein Bootsregal mit Überwinterungsplätzen für Gleitboote, Ruderboote, Kanus und dergleichen aufgebaut werden.
Sitzterrassen sollen zu einem Aufenthalt am Wasser einladen.
Das Hafengebäude soll später einmal ein Büro für den Hafenmeister, ein Wasch-Center, sanitäre Anlagen sowie einen Lagerraum aufnehmen.
Der Sportboothafen soll insgesamt barrierefrei angelegt werden.
Von Konstanze Kobel-Höller