Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität Potsdam übt harsche Kritik an der angedrohten Exmatrikulation von rund 1000 Studenten aufgrund des Erreichens der doppelten Regelstudienzeit. „Für uns stellt die Regelstudienzeit lediglich ein staatliches Konstrukt zur Einsparung von Bafög dar“, so Asta-Sprecherin Jessica Obst.
Uni wird zur Lernfabrik
In seinem Schreiben weist der Asta daraufhin, dass „für die meisten Studierenden Nebenjobs die einzige Möglichkeit [sind], die eigene Existenz zu sichern und das Studium zu finanzieren. Auch die Anzahl Studierender mit Kind nimmt jährlich zu. Seminare sind so überfüllt, dass mehrere Semester Wartezeit für einen Kurs immer öfter zur Regel werden. Dazu kommen ehrenamtliche Tätigkeiten, welche nicht nur den Einstieg ins Berufsleben erleichtern, sondern an der Uni besonders im Rahmen zahlreicher Gremientätigkeiten sogar gefördert werden (sollten). Jedoch ist besonders letzteres mit dem mehr und mehr schulähnlichen Studium kaum noch vereinbar“.
Die Universität Potsdam entwickle sich weg von einem Ort für individuelle Aus- und Weiterbildung hin „zu einer Lernfabrik, in welcher einem*r die Möglichkeit ’einmal über den Tellerrand hinauszublicken’ genommen wird“, so die Studentenvertreter.
Keine Härtefallregelung, sondern Weckruf
Uni-Sprecherin Silke Engel hält dagegen: Das Vorgehen zeige „keine außergewöhnliche Härte“, es sei Folge des Hochschulgesetzes. Zudem gebe es eine Härtefallregelung, so dass die Briefe als „Weckruf“ zu verstehen seien, nicht als Drohung.
Das Hochschulgesetzt besagt, dass nach Überschreitung der doppelten Regelstudienzeit in Bachelor- und Masterstudium der Prüfungsanspruch im jeweiligen Studiengang erlischt, so Engel. Dies gelte nur dann nicht, wenn „der Student die Überschreitung der Prüfungsfrist nicht zu vertreten hat“. In diesem Fall muss der oder die Studierende entsprechende Tatsachen darzulegen und beweisen.
Das heißt, es gibt Ausnahmen bzw. Härtefallregelungen, die zum Beispiel über die Pflichtberatung geltend gemacht werden können.
Von Marion Kaufmann