Nun hat sie schon zum siebten Mal die gleiche Glückwunschkarte vom Oberbürgermeister bekommen. Ilse Nowak feierte am Sonntag ihren 106. Geburtstag bei Sekt, Orangensaft und Torte im Seniorenzentrum Emmaus-Haus. Oberbürgermeister Jann Jakobs ließ, wie es bei über hundertjährigen üblich ist, Glückwünsche der Stadt überbringen – mit dem gleichen Kartenmotiv, wie bei den letzten sechs Geburtstagen. Ilse Nowak freute sich trotzdem, sie hebt alle Geburtstagskarten auf.
An ihrem Ehrentag schaute die Jubilarin auf ein ereignisreiches Leben zurück. 1909 in Tempelhof geboren zog die vierjährige Ilse mit ihren Eltern 1913 nach Potsdam. Der Vater, Zahlmeister im 1. Garderegiment, war hierher versetzt worden. Ilse Nowak besuchte die preußische Handels- und Mädchenschule, wurde später selbst dort Lehrerin für Handarbeit, Hauswirtschaft und Turnen. Der erste Ehemann starb in russischer Kriegsgefangenschaft, Ilse Nowak heiratete erneut. Sie bekam drei Söhne, kann zudem stolz auf die Schar von sieben Enkeln und fünf Urenkeln blicken. „An meinem hundertsten krabbelte einer der Urenkel noch über eine Decke, jetzt wurde er schon eingeschult“, erinnert sich Ilse Nowak sichtlich bewegt.
Bescheidene Wünsche der Jubilarin
Für die nächsten Lebensjahre wünscht sich die 106-Jährige, dass ihre Sehkraft noch lange mitspielt: „Ich lese sehr gern und brauche noch immer keine Brille dafür“, betont Ilse Nowak. Das Lösen von Kreuzworträtseln in Tageszeitungen gehört ebenso zu ihren Hobbies wie die Fehlersuche in Texten. „Ich streiche immer noch jeden Fehler in den Zeitungen an“, sagt Nowak. Im Geschenk des Bürgermeisters, einem Buch mit Ansichten Potsdams von vor 100 Jahren, findet das betagte Geburtstagskind keine Fehler. Dafür viele schöne Erinnerungen.
Von Saskia Popp