Während anderswo für mehr Schulen demonstriert wird und Eltern sich zu Bürgerinitiativen zusammenschließen, gründete sich am Montagabend in Babelsberg eine, die einen Grundschulneubau verhindern möchte. Mehr als 40 Gründungsmitglieder waren in die Plantagenklause gekommen, die Stimmung blieb in des zivilisiert und geordnet – wo bei anderen Bürgerinitiativen gebrüllt wird und wilde Vermutungen und Unterstelllungen regieren, blieb es im bürgerlichen Babelsberg weitgehend sachlich und ruhig. „Wir im Organisationsteam haben alle mehrere Kinder. Um das also gleich klarzumachen: Wir sind für Schulen, nur der Stadtort dieser ist schwierig, handelt es sich doch bei den 300 Bäumen an der Rudolf-Breitscheid-, Uhland-, Klopstock- und Reuterstraße um ein kleines Biotop“, stellte Matthias Vogler vom Organisationsteam voran. Deshalb heiße die BI auch „Der Wald bleibt“ und nicht etwa „Keine Schule hier“. Zudem wäre die Verkehrsanbindung schwierig, wenn 600 Schüler täglich von den Eltern gebracht oder geholt würden. Laut Stadt wären es 300 bis 450 Schüler. Man wolle aber nicht nur meckern, sondern auch alternative Angebote unterbreiten, so Vogler.
Ohne eine Prise Verschwörungstheorie ging es nicht
Ele Wagner, ebenfalls vom Organisationsteam, sekundierte: „Der Bedarf ist klar, der Standort ungeeignet.“ Es müsse ein Teil der Straße überbaut werden, die Sportanlagen seien gar unterirdisch geplant. Die Stadt bestritt das am Dienstag. Lediglich eine kleine Absenkung der Turnhalle wäre nötig. „Bildungs- und Umweltausschuss haben die Idee schon verworfen, die präferierten den Standort an der Sandscholle“, so Wagner weiter. „Bildung und Umweltschutz sind zwei zentrale Themen, die sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so Marlies Petrus-Hauck. Ohne eine Prise Verschwörungstheorie ging es dann aber doch nicht: Die Stadt wolle nur den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen, um dort dann Baurecht für Großbauherren wie Semmelhaack schaffen, war eine Idee, die den ganzen Abend allseitiges Nicken hervorrief. Doch auch das geht nicht, der B-Plan würde die Fläche als Gemeinbedarf ausweisen, was Wohnungsbau ausschließt, so die Stadt. Etwas Klarheit brachte Roland Zimmer in die Diskussion, lange Jahre sachkundiger Einwohner in Ausschüssen der Stadtverordneten. Der Standort Uhlandstraße sei immer ein Baby der Verwaltung und des Kommunalen Immobilienservice Kis gewesen, die Politik favorisiere schon lange die Sandscholle. Babelsberg habe gegenüber der Mehrheitsmeinung im Raum bei Weitem nicht genug Schulen. Ein Beschluss zum Neubau in der Uhlandstraße sei daher angesichts der Ausschussvoten sehr unwahrscheinlich, und auch bei einem etwaigen Bebauungsplan könnten die Anwohner noch mitreden.
Die BI will nun erstmal wachsen, die Politik beobachten und ein großes Plakat mit „Der Wald bleibt“ und einer Kontakt-E-Mail in die Bäume hängen. Zum Ende tauchten dann doch ein paar gewohnte Töne auf: So eine Schule sei nun mal laut, man sorge sich um Parkplätze und „welche Grund können wir sonst nennen, wenn wir nicht gegen Schulen sind?“.
Von Jan Bosschaart