Potsdam ist gerüstet für die Bombenentschärfung am Donnerstag. Mit 250 Helfern bei der Evakuierung der Häuser hat die Stadtverwaltung aus der eigenen Belegschaft rund 50 Mitarbeiter mehr zur Verfügung als mindestens nötig sind. Das hat Einsatzleiterin Ilona Hönes am Mittwochabend der MAZ gesagt. Weitere 50 Leute kommen von den Feuerwehren und der Polizei.
Sie müssen dafür sorgen, dass ab 8 Uhr morgens niemand mehr im Sperrkreis ist, doch das ist der Erfahrung nach nie so. Die Teams müssen Haus für Haus und Aufgang für Aufgang durch Beobachtung überprüfen und Nachzügler oder Verweigerer aus den Wohnungen holen, notfalls mit Hilfe der Polizei. Man geht davon aus, das bis 9.30 Uhr geschafft zu haben.
„Eigentlich müssten alle Menschen im Sperrkreis Bescheid wissen“, sagte Hönes: „Es gibt 3000 Betroffene; wir haben 1500 Flugblätter gedruckt und noch am Dienstagabend in jedes Haus gebracht, in den Treppenfluren ausgehängt und, wo möglich, in die Briefkästen gesteckt.“ Der Bombenfund und der Tag der Entschärfung wurden in den regionalen Zeitungen, im Radio und im Fernsehen vermeldet.
Anders als Anfang August, hat man diesmal einen Auffangort bestimmt für Menschen, die sich selbst fortbewegen können: das Bürgerhaus am Schlaatz. Beim letzten Mal war der Hauptbahnhof, der außerhalb des Sperrkreises liegt, von vielen als Sammelpunkt angesehen worden, so dass sich bis zu 50 alte Menschen dort niederließen, aber für das letztlich stundenlange Warten nicht gerüstet waren. „Es gab da keine Versorgung. Viele standen am Rand der Dehydrierung, weil sie nichts zu Trinken dabei hatten“, berichtet Hönes: „Und mancher hatte sogar seine nötigen Medikamente nicht mit. Wir mussten diese Menschen plötzlich mit dem Nötigsten versorgen.“ Das vermeidet man nun. Ein Shuttlebus wird an der Haltestelle Heinrich-Mann-Allee bereit stehen, um Menschen zum Schlaatz zu bringen.
Bewohner von Altenheimen dagegen werden mit Krankentransportfahrzeugen zu medizinischen Einrichtungen gebracht, die darauf vorbereitet sind. Die Stadt nennt diese Orte nicht, um sie nicht unfreiwillig zu Sammelpunkten für nicht hilfebedürftige Menschen zu machen.
Für die Sperrung der Straßen ab Schließung des Evakuierungskreises sorgt, wie beim letzten Mal, die Potsdamer Firma Ruhnke, doch das ist nicht der Regelfall. „Die Straßenverkehrsbehörde muss immer bei Entschärfungen mehrere Firmen anrufen, ob sie das binnen 48 Stunden leisten können“, sagt Hönes: „Manchmal kann keiner. Das war auch diesmal im ersten Anlauf so.“ Doch man konnte Ruhne überzeugen - womit, verriet Hönes nicht, deutete aber an, dass man letztlich keine Wahl mehr habe und den nehmen müsse, der es kann, egal zu welchem Preis. Für die Straßensperrung, die Evakuierung und die Versorgung der Menschen im Bürgerhaus wird die Stadt zwischen 8000 und 10000 Euro ausgeben müssen, schätzt Hönes.
Von Rainer Schüler