Es duftet rauchig nach Schwein am Spieß, süßlich nach frittierten Schokoriegeln, nach Meeresbriese, wenn Garnelen serviert werden: Das Street-Food-Festival ist Freitag im Neuen Lustgarten in Potsdam eröffnet worden. Bis Sonntag können Besucher jeweils ab 11 Uhr – bis zu 10 000 werden erwartet – an 70 Ständen probieren, was die Straßenküche in ihren umgerüsteten Foodtrucks und Ständen hergibt.
Das Festival ist für Bernd Goldammer Neuland. Dabei probiere er gern Unkonventionelles, sagt der Stahnsdorfer. Seine Familie, die aus Hamburg zu Besuch ist, hat ihn mitgenommen. Immerhin soll das Street-Food-Festival vor Ort Europas größtes sein. Wie offen der 67-Jährige ist, bewies er am wohl exotischsten aller Stände: Heuschrecken und Würmer gibt es, frittiert und geröstet. „Die fühlen sich im Mund wie Bonbons an“, sagt er. Sind sie süß? „Nein, wie besondere Pommes.“ Zum Glück zappelt nichts, denn Lebendiges möchte er lieber nicht.
Würmer schmecken nussig und rauchig
Michelle Krause und Chris Langmeyer kamen auf der Suche nach neuen Trends aus Neuruppin. Beide sind aus dem Gastgewerbe – sie Hotelfachfrau, er Koch. Gemeinsam teilten sie sich ein Schälchen der Krabbeltiere, die die meisten nur aus dem Dschungelcamp kennen. Die kleine Schale mit Würmern nasche sich so weg – „nussig und rauchig“, beschreibt sie der 25-Jährige und anders als das, was er sonst als märkische und bodenständige Küche serviert.
Überhaupt geht der Trend zur leichten Küche. Vegetarische, hübsch garnierte Pfannen, gesunde Smoothies – all das gibt es im Neuen Lustgarten. Doch es gibt noch einen anderen, den sogenannten „Dirty Eater“-Trend. Und der ist deftig und fettig. Also gibt es Burger und Pulled Pork, das ist saftiges Schweinefleisch, bei Niedrigtemperatur im Smoker gegart und ein beliebtes Barbecue-Gericht.
Beides gibt es in vielen Variationen, klassisch und ausgefallen, vegetarisch, mit Fleisch oder Fisch oder beidem und der klassischen Regel: „Alles ist besser mit Bacon“, wie an einem Stand zu lesen ist.
Potsdam bringt besonderen Charme – und die Kaffeepolizei
Dazu noch ein Kraftbier, selbst gebraut natürlich oder frische Säfte mit Blick auf das Mercure Hotel oder den Landtag. „Was für ein Charme“, sagt Mitveranstalter Alexander Kopke. Er fühlt sich willkommen, die Menschen seien besonders offen in der Landeshauptstadt. Überhaupt erwartet er mehr Brandenburger als beispielsweise Berliner. Die hätten dort eine relativ große Auswahl an Streetfood. In Brandenburg gebe es das in einer solchen konzentrierten Form sonst nicht, sagt er.
Wer es gern regional mag, wird ebenfalls fündig. Die Kaffeepolizei, die in Potsdam mit einer ausgemusterten Polizeiwanne startete und selbstgerösteten Kaffee anbietet und auch Potsdam Potatoes sind zum Beispiel mit einem Truck vor Ort. Ganz umsonst gibt es das alles aber nicht: Zu den regulären Preisen an den Ständen fällt ein Eintrittspreis von drei Euro an. Dafür gibt es dann auf einer Bühne ein kleines Liveprogramm.
Von Christin Iffert