Der Kunstwerkstatt Ost am Humboldtring steht vor dem Aus. Besiegelt wurde die Schließung der mehr als 30-jährigen Einrichtungen von den Stadtverordneten schon im März mit dem „Zukunftsprogramm 2019“, das im Kern ein Sparprogramm ist. Ohne Kunstwerkstatt könnte die Stadt laut Zukunftsprogramm gut 110 000 Euro pro Jahr einsparen.
Den Nutzern der Kunstwerkstatt wurde offenbar erst in der vergangenen Woche klar, wie ernst die Lage ist. Birgit Heinrich, langjährige Leiterin eines Keramikkurses, berichtet: Am Mittwoch sei ihr durch den Verantwortlichen der Werkstatt mitgeteilt worden, dass die Einrichtung auf Beschluss der Stadtverordneten Ende Dezember geschlossen werde: „Die Schließung trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Im Mai 2016 wollte ich mit meinen langjährigen Kursteilnehmerinnen mein 30-jähriges Jubiläum feiern. In manchen Kursen wie bei mir kennen sich die Frauen schon 30 Jahre. Es ist ihr Abend, an dem sie sich austauschen können, fröhlich sind und sich kreativ betätigen. Warum und wieso und so kurzfristig?“
Rathaussprecherin Christine Homann verwies auf Anfrage darauf, dass die Information über Schließung der Kunstwerkstatt Ost bereits im März veröffentlicht wurde. Die Schließung sei aber frühestens im März des nächsten Jahres möglich. Denn zunächst müssten die Stadtverordneten einen Folgebeschluss zur Umsetzung der Schließung verabschieden. In der vergangenen Woche sei darüber mit den Mitarbeitern gesprochen worden. In der Kunstwerkstatt, die noch immer als städtische Einrichtung betrieben wird, sind zwei Mitarbeiter angestellt. Eine offizielle Information an die Kursleiter soll laut Homann mit der Einladung zu einer Informationsveranstaltung im Januar versandt werden. Sie sei gerade in Arbeit.
Kunstwerkstatt Ost
Die Kunstwerkstatt Ost wurde am 13. April 1984 gegründet. Zunächst war es eine Einrichtung des Kreiskabinetts für Kulturarbeit. Trägerbetriebe der damaligen „Volkskunstwerkstatt“ waren das Defa-Studio für Spielfilme und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund.
Nach 1989 wurde die Kunstwerkstatt von der Stadt übernommen, die diese Einrichtung gemeinsam mit der Gewoba betreibt. Versuche, die Kunstwerkstatt in freie Trägerschaft zu überführen, blieben ohne Erfolg.
Aktuell gibt es in der Kunstwerkstatt nach Angaben der Stadt 14 Kurse mit insgesamt 140 Kursteilnehmern. Laut Homann können „einige Angebote der Kunstwerkstatt in der Kunstschule Potsdam weitergeführt werden, für den keramischen Bereich hat das Projekthaus Potsdam Angebote offeriert.“ Holger Tschoge vom Projekthaus bestätigte Gespräche. Nicole Messenlehner von der Kunstschule hingegen schränkte ein, dass sicher in manchen Kursen noch einige Plätze frei seien: „Größere Kapazitäten haben wir nicht.“
Von Volker Oelschläger