Warum entstehen Hierarchien in sozialen Bewegungen und wie sinnvoll sind diese überhaupt? Darüber und weitere Forschungsergebnisse berichtete und diskutierte die amerikanische Soziologin Darcy K. Leach am Montagabend in Zempow. „Die Forschungsergebnisse sind gerade für unsere Vorhaben interessant“, freute sich Ulrike Laubenthal vom Verein Friedenscheune über den Vortrag und die darauffolgende intensive Debatte in ihrem Wohnzimmer.
Dem Verein, der eine alte Scheune in Laubenthals Garten zum Museum und Dokumentationszentrum für die Anti-Bombodrom-Bewegung ausbauen will, sind jegliche wissenschaftlichen Erkenntnisse zu sozialen Bewegungen sowie Anregungen für Ausstellungen und Veranstaltungen willkommen, wie Vereinsmitglied Nils Detloff mitteilte. „Auch wenn die Friedensscheune noch nicht fertig ist, wollen wir solange nicht Däumchendrehen“, sagt er.
Anregung für geplante Ausstellung geholt
Leach hatte in ihren Arbeiten untersucht, wie einige wenige in Gruppen der Friedensbewegung oder der Autonomen Macht und Verantwortung an sich binden können – wie also eine Oligarchie entsteht. Ein Kriterium zur Feststellung einer Oligarchie war die Frage, inwiefern es erfolglosen Widerstand innerhalb der Gruppe gegen die bestimmende Minderheit gibt. Interessant für die Zuhörer war, dass es gerade bei den Autonomen sehr oft erfolgreichen aktiven Widerstand gegeben hatte. „Streitkultur nennt man das in den Kreisen“, erklärte Leach.
Und etwas mehr gesunde Streitkultur wünschten sich einige Zuhörer auch in unserer Gesellschaft. „Im Osten war sie womöglich aus Angst vor Verrat nicht so ausgeprägt“, vermutete Wilhelm Schäkel. Dabei sei sie gerade für Bürgerinitiativen, denen Schäkel auch selber angehört, eine große Bereicherung. Detloff lobte die Debatte als „inspirierend“. Ihm sei einmal mehr klar geworden, dass in Gruppen möglichst viele Leute möglichst viele Aufgaben übernehmen müssten – dann könnten Oligarchien entgegengewirkt werden.
Von Christian Bark