Die Stadtverordneten von Ludwigsfelde lehnen es ab, dass sich alle sechs Bewerber um den Posten des Ersten Beigeordneten nach einer zweitägigen Vorstellungsrunde vorige Woche im Rathaus noch einmal dem gesamten ehrenamtlichen Gremium in Kurzform vorstellen. Das ist das Ergebnis zum Verwaltungsvorschlag, dass alle sechs geeigneten – fünf Männer und eine Frau – Bewerber für fünf bis zehn Minuten noch einmal anreisen müssten. Es gab keine Ja-Stimme und drei Enthaltungen.
Sechs Bewerber hatten alle Voraussetzungen
Die Stelle war übers Internet, Printmedien und im Bundesanzeiger ausgeschrieben, 17 Bewerber hatten sich gemeldet, sechs davon mit allen geforderten Voraussetzungen waren zu Vorstellungsgesprächen eingeladen worden. Daran hatten die Fraktionschefs oder Stellvertreter und die Gleichstellungsbeauftragte teilnehmen können. Die Verwaltung hatte bei der Neubesetzung dieses für die Rathausspitze der größten Stadt im Kreis wichtigen Amtes transparent agieren wollen, alle Stadtverordneten hatten „hinreichend informiert werden“ sollen. Außerdem heißt es zur Begründung: „Mit der persönlichen Vorstellung der geeigneten Bewerber und Bewerberin soll den Stadtverordneten die Beurteilung ermöglicht werden, ob dem Prinzip der Bestenauslese Rechnung getragen wurde.“
Abgeordnete: Aufwand nicht gerechtfertigt
Den Stadtverordneten der 25 000-Einwohner-Stadt war es in der Summe offenbar fast zu viel Transparenz. „Unser Bedarf an Informationen ist gedeckt“, meinte SPD-Fraktionschefin Odette Moll; „alles gesagt und besprochen“, so Peter Dunkel, Fraktionsvorsitzender Die Linke/Filu. Hans-Erwin Baltrusch (VFW) sagte: „Diese Kurzvorstellung könnte nur ein emotionaler Moment sein. Der Aufwand an Zeit und Reisekosten dafür ist nicht gerechtfertigt.“
Entscheidung am 15. November
Der bisherige Erste Beigeordnete René Böttcher hatte die Funktion als Wahlbeamter wie berichtet aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen, in der Praxis war sie jetzt mehrere Jahre unbesetzt. Nun wählen die Ludwigsfelder Stadtverordneten auf ihrer nächsten Sitzung am 15. November einen Nachfolger. Der wird in der Regel auch stellvertretender Bürgermeister. Bisher wird Rathauschef Andreas Igel (SPD) von Fachbereichsleiter Torsten Klaehn und Wilfried Thielicke, Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, vertreten.
Von Jutta Abromeit