Ein Italiener in Saalow. Nein, keiner, zu dem man zum Essen geht, sondern eher einer, der zurückgezogen lebt, der die Ruhe in der Natur schätzt. So einer ist Felice D’Oria. Er ist Komponist und Pianist. Wenn an warmen Sommertagen die Fenster seines Arbeitszimmers weit geöffnet sind, können Vorübergehende ihn arbeiten hören. Jazz, Latino, leicht beschwingte Bossa-Nova-Klänge. Der 57-Jährige komponiert am Flügel, die Noten schreibt er mit Bleistift.
Erste Komposition mit zehn Jahren
Geboren ist Felice D’Oria in der Nähe von Turin, in dem kleinen Ort Givoletto. Hier hat er Kindheit und Jugend verbracht, begann mit zehn Jahren zu komponieren, verdiente mit 15 Jahren mit seiner Musik das erste Geld. Da wusste er schon, dass er Komposition studieren würde. „Auch mein Vater liebte die Musik, er hat mein Vorhaben unterstützt“, sagt Felice und weist auf seinen Vornamen hin, der in der Übersetzung „der Glückliche“ bedeutet.
Berliner Agentur betreut ihn ab 1997
Im Alter von 22 Jahren ist er in Europa unterwegs, mal mit einer Band, mal alleine. Die Musik führte ihn in die Schweiz und nach Frankreich. Als Pianist engagierte ihn 1997 eine Berliner Künstleragentur. Aber das Leben in der Großstadt war seine Sache nicht und so zog er zunächst nach Rangsdorf. „In der Wohnung hatte ich immer Sorge, die Nachbarn zu stören, wenn ich komponierte. Obwohl sie das Gegenteil behaupteten, fühlte ich mich unter Druck.“
Grundstück bei Radtour entdeckt
Während einer Radtour entdeckte er das beschauliche Saalow und ein Baugrundstück, welches ihm zusagte. Das Haus hat er selber geplant, die meisten Möbel mit handwerklichem Geschick alleine gebaut. Auch die Außenanlagen tragen seine Handschrift. Im Vorgarten ein riesiger, in Stein gelegter Notenschlüssel. „Meine Visitenkarte“, sagt der Italiener und lacht.
Musik ist Ausgleich
Sein Tag beginnt mit Gymnastik, einem leichten Frühstück und Hausputz. Zum Einkaufen geht’s mit dem Rad. Die Bewegung in der Natur ist ihm wichtig. Es ist sein Ausgleich. Komponiert wird von Montag bis Sonntag. Die Beschäftigung mit der Musik, das Komponieren, ist für Felice mehr Vergnügen als Arbeit. An kreativen Einfällen herrscht bei ihm kein Mangel. Urlaub braucht er nicht.
Einmal im Jahr in Italien
Einmal im Jahr fährt er nach Italien, besucht Mutter und Bruder. Er geht am Meer spazieren und in seinem Kopf entstehen neue Melodien. „Ich liebe die Natur. Das einfache Leben ist gut für mich“, erklärt der Vegetarier, der überzeugt ist, dass der Mensch krank wird, weil er alles dafür tut. Weil er sein Leben falsch einrichtet. Der getaufte Katholik, er ist längst aus der Kirche ausgetreten, nennt Religionen „die große Katastrophe dieser Welt.“
Er vermisst die Berge
Seit fünf Jahren lebt er in Saalow. Nur die Berge vermisst er. Manchmal besucht ihn seine Freundin aus Berlin. „Aber ich muss alleine leben, um komponieren zu können“, erklärt Felice D’Oria noch und sieht dabei sehr glücklich aus.
Von Gudrun Ott