„Bürgerdialog zum Asylchaos“, hieß der Slogan der AfD am Freitagabend in Ludwigsfelde. Der Saal der Gaststätte „Petersilie“ füllte sich zögernd, und der Linke-Politiker Peter Dunkel stellte fest, dass es in Ludwigsfelde kein Asylchaos gebe. Birgit Bessin, Landtagsabgeordnete der AfD und Jean-Pascal Hohm, Landesvorsitzender der Jungen Alternative, hatten denn auch mehr Mühe mit ihrer Argumentation als jüngst in Wünsdorf. Die Ludwigsfelder gehen gelassener mit dem Flüchtlingsthema um.
In der Autobauerstadt hat man seit Jahrzehnten Erfahrungen mit Menschen aus anderen Teilen der Welt. Positive vor allem. Schnell war man bei der großen Politik, beim Alleingang der Bundeskanzlerin in der EU. Das sei nicht optimal gelaufen, räumte Dunkel ein. „Die Leidtragenden sind wir, die die Flüchtlinge vor Ort auffangen müssen.“ Detlef Helgert, Stadtverordneter der CDU, fragte Birgit Bessin: „Sind Sie der Meinung, dass dieses Land, das eines der größten Netto-Zahler der EU ist, nicht eine Million Menschen aufnehmen kann? Ja oder Nein?“ Dann wies der CDU-Mann darauf hin, dass bei der Wiedervereinigung schließlich auch die Integration der Ostdeutschen gelungen sei. Das löste im Saal Irritationen aus. „Die Stadt wächst an den Flüchtlingen, wird solidarischer. Wenn wir uns Menschen nennen wollen, dann helfen wir“, sagte eine Psychologin. Sie hat lange in England gelebt und ist bereit, Notleidenden viel zu geben.
Man müsse sehen, wer von den Kriegen profitiert, dann sei man bei den Fluchtursachen, so Hohm. Er will, wie Bessin, dass die Schutzsuchenden vor Ort, möglichst in ihren Ländern, unterstützt werden. Dunkel zeigte sich verärgert. „Sie mobilisieren nicht, Sie lassen Chaos entstehen“, sagte er. „Helfen Sie mit, dann könnte ich Ihre Partei als Alternative für Deutschland verstehen.“ Birgit Bessin versprach, beim Runden Tisch vorbeizukommen. „Schicken Sie mir eine Einladung. Ich komme.“
Von Gudrun Ott