Nur noch wenige Tage, dann ist die Storchensaison 2015 vorbei. Die Jungvögel sind zum Teil schon unterwegs. Nicht in wärmere Gefilde, das dürfte zurzeit schwer sein, aber Richtung Süden nach Afrika fliegen sie.
Uwe Pusch in Horstwalde ist ein wenig traurig. Er hatte vor Jahren ein ausrangiertes Stuhlgestell aus Naturrohr aufs Scheunendach gebracht und gehofft, dass es sich ein Storchenpaar darin bequem macht. „Drei Jahre war immer ein Junggeselle da, doch dabei ist es geblieben“, erzählt er. „Nun kam schon das zweite Jahr kein Storch mehr.“ Deshalb hatte er sich bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) erkundigt und den Tipp bekommen, den Tieren eine neue Unterlage anzubieten, mit flachem Boden und schon ein wenig Nistzeug darauf.„Am besten ein bisschen Moos, hatte man mir gesagt. Aber wie das so ist – immer sind andere Sachen wichtiger. Und wenn es wieder Frühjahr ist, fällt es einem wieder ein. Ich muss das wohl mal im Winter machen“, sagt er. „Ich will mir im Nachbarort beim Korbflechter etwas anfertigen lassen. Denn ein altes Wagenrad aus Holz hat ja hier keiner mehr.“
Die Nahrung ist entscheidend
Wie Familie Pusch überlegen in der Region auch in anderen kleinen Orten Menschen ihren Lieblingsvögeln Nestunterlagen anzubieten. Schließlich haben Störche immer zu märkischen Dörfern gehört. Doch richtig begeistert ist Hans-Joachim Sommer von der UNB in Luckenwalde nicht von ungezügelt vielen Nisthilfen für den beliebten Großvogel. Er sagt: „Wir sehen es nicht als Problem an, wenn Störche sich nicht überall niederlassen, wo es möglich wäre. Das Entscheidende ist immer die Nahrung“, erklärt der Fachmann.
Die Tiere wüssten allein sehr gut, in welchem Abstand sie sich niederlassen, damit es nicht unnötig zu Revierkämpfen kommt. „Bei uns sind inzwischen so viele Flächen bewirtschaftet, gemäht und vergiftet, dass Frösche, Heuschrecken und Würmer fehlen, um noch mehr Störche satt zu bekommen“, sagt Hans-Joachim Sommer.
Mehr als 50 Brutpaare scheinen nicht drin zu sein
Unterstützung für Nisthilfen geben die UNB-Mitarbeiter nur noch in Einzelfällen. „Wenn uns Bürger berichten, dass Störche im Frühjahr ganz hartnäckig immer wieder bestimmte Plätze anfliegen, dann schauen wir uns das an und entscheiden“, erklärt er.
Zum gerade zu Ende gehenden Storchenjahr 2015 sagt er: „Es war alles ein bisschen komisch, die Vögel sind sehr spät gekommen und haben so spät gebrütet, dass es wohl nicht alle mehr rechtzeitig schaffen werden fliegen zu lernen“, so der Mann vom Artenschutz. Wie viele Junge geschlüpft sind und flügge wurden, weiß man erst im Herbst. Dann haben Storchenschützer und -zähler ihre Beobachtungen zusammengetragen. „Im Kreis haben wir immer so um die 50 Ansiedlungen von Brutpaaren. Das scheint die Kapazität zu sein, was die Region an Futter hergibt“, erklärt Sommer.
Von Jutta Abromeit