Bis auf die Grundmauern ist ein Gewerbe-Flachbau in der Hauptstraße in Petkus in der Nacht zu Freitag abgebrannt. Birgit Zarling denkt mit Schrecken an die Nacht zurück. Ihr Freund war auf Toilette und schaute aus dem Fenster. Er sah gegen 2.30 Uhr ein Fahrzeug, das rückwärts an die Filiale der VR-Bank fuhr. Aus dem Auto stiegen drei Maskierte. Sofort weckte er seine Freundin und den Sohn. Er rief die Polizei, während die beiden anderen am Fenster die Tat beobachteten. „Wir hörten einen dumpfen Donnerschlag und kurz darauf brannte es“, berichtet Birgit Zarling. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Die Polizei geht davon aus, dass es die Täter auf den Geldautomaten abgesehen hatten, der wohl gesprengt wurde. Dabei entfachten sie ein Feuer.
Hinweise zu den Tätern
Die Polizei sucht die Täter und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 33 71/60 00 oder auf ihrer Internetseite: www.internetwache.brandenburg.de
Auch die Inhaber des Friseursalons hoffen auf Hinweise und sind unter der Telefonnummer 03 37 44/6 01 41 erreichbar.
Als die Feuerwehr eintraf, stand das Bankgebäude bereits in Flammen. Da es sich um ein Metalldach handelte, hatten die Feuerwehrleute keine Chance den Brand von oben zu löschen, der sich sehr schnell auf das gesamte Gebäude ausbreitete. Darin befanden sich auch ein Einkaufsmarkt, ein Friseursalon und eine Fahrschule. Schließlich wurde der gesamte Flachbau mit einer Grundfläche von 10 x 25 Metern erfasst.
Frisörin muss fassungslos mit ansehen, wie ihr Laden niederbrennt
Die Feuerwehr war mit mehreren Löschzügen vor Ort. Einsatzleiter war René Mydaß, der frisch gebackene Stadtbrandmeister aus Baruth. Er übergab die Einsatzstelle um 7 Uhr an seinen Stellvertreter Marcel Jezierski, denn Mydaß war zur Hochzeit seiner Schwester eingeladen. Insgesamt halfen 57 Feuerwehrleute aus Petkus, Baruth, Merzdorf, Dornswalde, Klasdorf, Jüterbog und Luckenwalde bei der Brandbekämpfung. Dabei kam auch eine Drehleiter zum Einsatz. „Wir sind froh, dass es gelungen ist, die Fleischerei zu retten“, sagt Marcel Jezierski.
Ortsvorsteher Helmut Werner, selbst Mitglied der Feuerwehr, informierte währenddessen die Mieter. Elsbeth Wesnick musste fassungslos mit ansehen, wie das Friseurgeschäft ihres Sohnes niederbrannte. „Wir haben Mitarbeiter, die ihre Arbeit nicht verlieren wollen, und auch unsere Kunden möchten wir behalten“, sagt Elsbeth Wesnick. Deshalb werden zur Überbrückung vorerst Hausbesuche auf telefonische Absprache vorgenommen.
Bank ist nicht arbeitsfähig - provisorische Filiale wird eingerichtet
In der VR-Bank sind alle Akten und Unterlagen verbrannt. „Die betroffenen Kunden werden derzeit von uns benachrichtigt“, sagte Doreen Jannek, Pressesprecherin der VR-Bank Fläming am Freitag auf MAZ-Anfrage. Es ist vorgesehen, kurzfristig eine provisorische Anlaufstelle in Petkus einzurichten. Auskünfte zum Schaden, zur möglichen Diebesbeute oder zum Sicherheitssystem gab es keine.
Die Feuerwehrleute wurden während der Löscharbeiten von der Fleischerei mit Bockwurst, Brötchen und heißem Kaffee versorgt. Auch die Dorfbewohner schmierten Brötchen und die Merzdorfer Bäckerei spendierte Kaffee und Kuchen für die Retter in der Not. Bis in die Vormittagsstunden dauerten die Löscharbeiten an. Die am Brandort vorbeiführende Bundesstraße 115 war über Stunden gesperrt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache übernommen. Spezialisten des Landeskriminalamtes waren am Freitag in Petkus, um den Brandort zu untersuchen.
Schadenshöhe unbekannt - Polizei sucht Zeugen
Die Höhe des entstandenen Schadens steht bisher noch nicht fest. Auch konnte die Polizei am Freitag noch keine Auskunft darüber geben, ob es den Tätern gelungen ist, den Bankautomaten zu sprengen und ob sie mit der Beute fliehen konnten. Die Polizei sucht nach Zeugen, die in der Nacht zu Freitag verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Petkus beobachtet haben oder denen bereits an den Vortagen etwas aufgefallen ist.
Es war nicht das erste Mal, dass die Filiale der VR-Bank ins Visier dreister Täter geriet. Zwischen 2003 und 2005 wurden drei Überfälle auf diese Filiale verübt.
Immer wieder Sprengstoffanschläge in Brandenburg
Sprengstoffanschläge auf Bankautomaten sind in Brandenburg keine Seltenheit. Es gibt auch Versuche, Bankomaten mit Brecheisen oder hydraulischen Geräten gewaltsam zu öffnen. Zuletzt hatten Unbekannte Ende Januar den Anbau einer Volks- und Raiffeisenbank in Berge (Prignitz) gesprengt und massiven Sachschaden angerichtet. An das Geld im Automaten kamen sie aber nicht heran. Günstiger lief es für die Gangster Ende Juli 2014 in Wiesenburg (Potsdam-Mittelmark), wo ein Automat aufgesprengt und eine unbekannte Menge Geld erbeutet werden konnte. Sachschaden hier: 100 000 Euro.
Margirt Hahn