Freunde des öffentlichen Schwitzvergnügens müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Denn die Sauna-Betreiber haben ein Problem. Auf Beschluss der Länderfinanzminister müssen deutsche Saunabäder ab dem 1. Juli 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen statt wie bisher sieben Prozent. Der Grund: Das Saunabaden als „Heilmittel“ mit ermäßigtem Steuersatz wird nicht mehr anerkannt. Da die Eintrittspreise und zum Teil auch schon die Errichtung der Saunen mit einem Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent kalkuliert waren, sehen sich Saunabetreiber quasi gezwungen, den finanziellen Mehraufwand an die Besucher weiterzugeben.
Geänderter Mehrwertsteuersatz
Saunabäder galten in Deutschland lange Zeit als Heilmittel, für die der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt.
Im Jahr 2005 entschied der Bundesfinanzhof, dass Saunabäder nicht mehr ermäßigt besteuert werden dürfen. Eine Verfassungsbeschwerde wurde abgelehnt.
Die Bundesfinanzverwaltung veröffentlichte einen Nichtanwendungserlass, es blieb zunächst bei sieben Prozent. Dieser Erlass wird zum 1. Juli aufgehoben.
Die Luckenwalder Fläming-Therme erhöht demnach zum 1. Juli die Sauna-Eintrittspreise in den einzelnen Kategorien um 11,22 Prozent. Der städtische Finanzausschuss stimmte dem Beschlussvorschlag am Montagabend zu. Die Stadtverordneten beschließen am 2. Juni darüber.
Für ein zweistündiges Schwitzvergnügen zahlt ein Erwachsener künftig 12,30 Euro statt bisher 11 Euro, Kinder und Jugendliche 8,40 Euro statt bisher 7,50 Euro. Vier Stunden Sauna kosten für Erwachsene 16,60 (bisher 14,90 Euro) und für ein Tagesticket müssen ab 1. Juli 20,80 Euro (bisher 18,70 Euro) berappt werden.
Der Betreiber der Luckenwalder Fläming-Therme, die Aquapark Management GmbH, hatte vorher bereits nichtöffentlich die Stadtverordneten über die veränderte Situation informiert. Dem Thermen-Betreiber entstehe durch die Eintrittspreis-Erhöhung keinerlei finanzieller Vorteil; der gesamte Mehrerlös sei an das Finanzamt abzuführen, wird in der Beschlussvorlage versichert.
So habe man im Jahr 2014 auf den Sauna-Brutto-Erlös von 493 544 Euro eine siebenprozentige Mehrwertsteuer in Höhe von 32 288 Euro zahlen müssen. Bei einer 19-prozentigen Mehrwertsteuer müsse man zusätzlich 55 351 Euro entrichten, das sei allein aus eigenem Aufkommen nicht zu leisten.
Der Finanzausschuss beugte sich der neuen Situation. Matthias Grunert und Harald-Albert-Swik (beide SPD) forderten aber, dass die Preiserhöhung nur unter der Prämisse umgesetzt wird, dass auch tatsächlich die höhere Mehrwertsteuer abverlangt wird. Um diesen Zusatz wird der Beschluss ergänzt.
Daniela Kerzel, Betriebsleiterin der Fläming-Therme, bedauert die Begründung des Bundesfinanzministeriums, die Sauna sei kein Heilmittel. „Wir sind der Meinung, dass Saunieren sehr wohl ein Heilmittel ist und der Gesundheit dient“, sagte sie der MAZ, „und wir hatten mit allen Interessenverbänden auch für unsere Gäste lange darum gekämpft, dass es so bleibt.“ Nun müsse man die Entscheidung akzeptieren, sagte Daniela Kerzel.
Ähnlich ergeht es Jutta Tzschacksch, Inhaberin der Sauna „Wieder fit“ in der Friedensstadt Glau. Auch sie wird schweren Herzens die Preise zum Juli anheben. Und auch die Kristalltherme in Ludwigsfelde hatte Protest gegen die neue Regelung angekündigt, aber für den Fall der Mehrwertsteuererhöhung auch eine Steigerung der Eintrittspreise.
Von Elinor Wenke